05.11.2020

Der von sich selbst nach seinem Austreten (verpissus passivus) aus der aktiven Politik in den Buddhastand erhobene… nein, das ist zu schwer, das würd‘ selbst er nicht schaffen, sagen wir: entrückte… der von sich selbst in den Buddhastand entrückte Siggi Gabriel hat weise Worte zum transatlantischen Freund und Wüsten-Anstecher VS von A zum Besten gegeben. Auf die Frage, was ihm die größte Sorge bereite beim großen Bruder, antwortete der Gesülzte, es sei der schwere Rassismus. Nicht der leichte oder der mittlere, nein der Rassismus von Schwere. Womöglich werden dort Niedersachsen von seinem Kaliber unbarmherzig von Zeitgeist und Fitness-Gurus durch die Parks getrieben. Die schwere soziale Ungleichheit beiseite, dünkt mir doch das größte Problem der unkultivierten und verfressenen VS von A, dass es dort keinen Grünkohl mit Pinkel gibt. Immer nur Burger, Burger, Burger, da muss doch selbst der sanftmütigste Stiernacken zur Mistgabel greifen.

Bei meinem eigenen schweren Kopf heute kann ich es gar nicht gebrauchen, aber natürlich ruft just jetzt der WDR an. Brummend wie ein Bär telekonferenziere ich mit einem Rudel blutjunger Redakteure – die armen zerbildeten GermanistInnen und TheaterwissenschaftlerInnen wissen weder ein noch aus, nun muss wieder die alte, gestandene Generation ran, die sich noch ehrlich ihren Bierbauch und ihr Lungenkarzinom an den ungegenderten Universitäten der Vergangenheit erworben hat, wo nichts gefährlicher, aber auch nichts erfüllender war, als das nur mit einer Flasche Hansa-Pils bewaffnete Heranpirschen an eine Ethnologie als Magister studierende Schamanin im zwanzigsten Semester. Jedenfalls, das Problem der jungen Hunde vom WDR ist folgendes: sie haben schon die Sendungen ‚Garten und lecker‘ und ‚Land und lecker‘ und ‚Von und zu lecker‘. Wo sonst können sie noch ein ‚lecker‘ dranpappen? Ich denke zwei Sekunden nach und habe die Lösung: ‚Lockdown und lecker‘. 2,34 % der Fernsehgebühren werden mir nun lebenslänglich als Abendgabe überwiesen.

Aber all das Geld und der Ruhm vertreiben nicht den Kater, der mich quält. Nein, diesmal ist es nicht Kai Lauterbach, sondern das metaphorische Mistviech, der Katzenjammer nach einer durchzechten Nacht. Und es war ausgerechnet die Katze, mit der ich mich zusammen besoffen habe. Wir können uns heute kaum in die Augen sehen und gehen uns geflissentlich aus dem Weg. Anlass für diese heroische Sauferei war natürlich die US-Wahl. Die Katze ist eine unverschämte Trumpistin, schon vor vier Jahren ging sie mir damit auf den Sack. Es muss die Haarpracht des Donalds sein, die die Katze an einen verflossenen Liebhaber erinnert. Die protektionistische Handelspolitik und die Mauer zu Mexiko gefallen der Katze ebenfalls gut. Sie selbst weigert sich Mäuse aus dem Nachbarrevier zu jagen, obwohl dort die Löcher größer sind und die Böcke sorgloser. Das macht auch keinen Sinn, mit so einer Fanatikerin zu diskutieren, also haben wir gesoffen; die Katze trank Katzenmilch mit Vodka (White Feline) und ich zu Ehren von Biden Delaware Slings (Hustensaft mit Lebertran und Jägermeister). Fragt sich, wem es heute schlechter geht. Immerhin habe ich noch nicht ins Katzenklo gekotzt.

01.11.2020

Schon wieder Ärger mit Kai Lauterbach! Die ganze Straße hasst Kai Lauterbach! Und das nicht nur, weil der Kater aus der Mietbaracke nebenan kommt, ein zum Scheitern verurteiltes Sozialprojekt zwischen den kleinen Villen und Anwesen, die den Hauptteil unserer gesitteten Nachbarschaft ausmachen. Nein, Kai Lauterbach pisst einfach in alle Ecken der Gärten und tut damit sein flegelhaftes Ansinnen kund, die jungfräulichen Kätzchen anständiger Bürger zu belästigen, bei Gelegenheit sogar mit Gewalt zu nehmen. Pfui, Kai Lauterbach, pfui! Ja, doch hier zeigt es sich einmal in aller Klarheit: wie der Herr, so’s Gescherr. Denn das ‚Prekariat‘ aus der Mietbaracke schmeißt nicht nur seine gebrauchten Windeln in den gemeinschaftlich genutzten Altpapiercontainer (so wie Kai Lauterbach bestimmt auch zwischen die Zucchini und Rhododendren kackt, zuzüglich seines wollüstigen Dranges per Urin seinen Paarungstrieb kundzutun), nein, es sei geklagt, dass schon eine oder die andere der üppigen Matronen, während sie am Fenster Zigaretten raucht, und beiläufig ihrer Brut Arschritte verpasst, mir anzüglich hinterher pfeift, wenn ich zwangsläufig an der Baracke vorbeigehe, und mir Gesten zuwirft, bei denen ein neapolitanischer Fischer erröten müsste. In diese Gesellschaft passt der geile und eitle Kai Lauterbach wie ein Arsch auf den sprichwörtlichen Einlauf.

Zur Zeit sieht es wegen des erneuten Lockdowns (Codename ‚Wellenbad‘) nicht so rosig aus, viele sind deprimiert und machen sich vorsorglich warme Umschläge auf die Leber, doch ich bin als Kenner der Geschichte recht zuversichtlich. Am 9. November werden sich die Geschicke wenden und die Infektionszahlen wieder sinken, da bin ich mir sicher. Der 9. November ist seit jeher der Schicksalstag der Deutschen gewesen: Ausruf der Republik, Premiere von ‚Im weißen Rößl‘, Mauerfall. Irgendwas anderes war auch noch am 9. November, aber das fällt mir gerad nicht ein. Möglicherweise wird auch bald eine Kur oder ein Vakzin gegen die fiese und wütende Seuche gefunden, die unsere Demokratie in der Blüte ihrer strahlenden Jugend angreift. Bei meinen Recherchen zu dem Annette-Musical (Arbeitstitel ‚More, Mohr, more!‘) fand ich im Burgarchiv auf zwei ranzigen Pumpernickel-Einschlägen mit einem Messer oder Stilus hineingekratzte Notizen, die darauf hinweisen, dass schon der Ur-Ahn unseres Top-Virologen (der aus Bescheidenheit ungenannt bleiben soll), ein gewisser Jokulus Drostus, anstellig als Unkel und Wetterschreyer, eine Heilmethode für die im achtzehnten Jahrhundert grassierende Seuche der Igelgrippe (infectiones inplausibilis) gefunden hat. Um einen Mann oder eine Frau, erkrankt an der Igelgrippe, zu kurieren, muss man demnach warten, bis ein gehenkter Meuchelmörder auf dem Friedhof verscharrt wird. In der folgenden Nacht geht man mit dem Siechen und einer eigens dafür strangulierten Katze auf den Friedhof, wartet bis Mitternacht und deklamiert dann folgendes: „Teufel hol die Leich, Leich hol die Katz, Katz hol die Greip!“. Leider war ich nicht der erste im Burgarchiv Hülshoff, der hiervon Kenntnis bekam. Bill Gates hat schon drei Milliarden in die Erforschung der ‚Methode Unkel‘ investiert. Noch fehlt es allerdings an gehenkten Meuchelmördern. Mal abwarten, wie die US-Wahl ausgeht…

Die Katze ist heute seltsamerweise unauffindbar.

28.10.2020

Heute fühle ich mich ein bisschen besser, kein Wunder, es ist der Festtag des Heiligen Judas Thaddäus. Der Heilige Judas Thaddäus ist nicht nur der Bruder von Simon dem Eiferer und ein verdienter Missionar in Syrien, Türkei und Armenien gewesen, sondern hauptberuflich der Schutzheilige für hoffnungslose Fälle und große Anliegen. Dargestellt wird er meist mit jener Keule, mit der die undankbaren Syrer ihn erschlagen haben. Insofern ist Judas Thaddäus noch angenehmer zu betrachten als der Apostel, der gehäutet wurde und nun stets seine zusammengerollte Haut wie eine Blaupause bei sich trägt. Mario Bergoglio (Papst Franziskus) und ich überlegen ja immer noch, wie wir einem gewissen Top-Virologen (der zu bescheiden ist, oft genannt werden zu wollen) das Martyrium bereiten können, damit endlich die Vakanz des Patronats für exzessiven Samenerguss gefüllt werden kann. Allein der Gedanke an meine lieben Heiligen stimmt mich fröhlich und ich bin entschlossen, mir einen gelassenen Tag zu bereiten.

Schlimm ist, wenn man einmal angefangen hat nachzudenken, kann man gar nicht wieder einschlafen. Das ist das Schreckliche am deutschen Wesen, dieses ewige Zweifeln und Nachgrübeln. War der zweite Weltkrieg wirklich so schlimm? Sind die Lebensmittel bei Aldi nicht viel zu teuer? Warum wächst der Regenwald in Brasilien und nicht bei uns, wo wir besser auf ihn aufpassen könnten? Wollen wir wirklich Gas beim Russen kaufen, der genau so schlimm ist wie der Amerikaner, bei dem wir es sonst kaufen würden? Der Deutsche muss sich und alles immer hinterfragen. Das tut der Engländer nicht, bis auf die Sozialisten aus der Labour-Partei. Gottseidank hat Gerhard Schröder die Sozialdemokratie in Deutschland abgeschafft. Das wäre ja noch schöner, wenn es eine linke Partei in Deutschland gäbe! So ist alles aufs Vortrefflichste geregelt: diejenigen, die regieren wollen, gehen in die CDU, und menschliche Wracks und Totalversager, die ansonsten auf der Straße betteln müssten oder Gesamtschulunterricht geben, gehen in die SPD, da können sie keinen Schaden anrichten. Obwohl Kai Lauterbach sein Bestes tut. Er stellt so vortrefflich in Sprache und im Geiste einen eitlen Esel dar, der durch die Eselsprüfung gefallen ist, dass er eigentlich wieder in die CDU eintreten müsste. Nein, ich mache ja nur Spaß und lasse ein bisschen Dampf ab, in diesen trostlosen Zeiten. Die Amerikaner haben machtbesessene und korrupte und nutzlose Politiker, die Engländer haben machtbesessene und korrupte und nutzlose Politiker, die Franzosen haben machtbesessene und korrupte und nutzlose Politiker, die Chinese haben machtbesessene und korrupte Politiker, aber wir, Michel im Glück, haben Merkel.

Am meisten Bammel vor dem neuen Lockdown (Codename ‚Wendehammer‘) von allen im Haus hat die Katze. Der schlanke und eingebildete Kater von der Mietbaracke (ein misslungenes Sozial-Experiment), wir nennen ihn Kai Lauterbach, hat ihr das Revier geklaut. Konkret: Kai Lauterbach hat bei uns in alle Ecken des Gartens gepisst, so dass die Katze nicht mehr nach draußen kann und ergo nur noch frisst und auf dem Sofa rumgammelt. Die Corona-Wampe vom letzten Mal ist ihr noch in unguter Erinnerung. Es hat Wochen gedauert, bis sie sich das alles wieder weggekotzt hat. Danke Kai Lauterbach!

27.10.2020

Hurra, es gibt Wasser auf dem Mond! Bald gibt es dort auch Telephon und Internet, von Nokia (seit dem sie sonst nix mehr zu tun haben) für die NASA installiert, allerdings nur 4G 🙁 Wenn wir jetzt auch noch ein paar Corona-Viren hochschießen, könnten wir uns auf dem alten Trabanten wie zu Hause fühlen. Ich verspüre indes kein großes Bedürfnis auf den Mond zu reisen. Er sieht zwar von hier unten manchmal recht romantisch aus, aber Nahaufnahmen seiner Oberfläche erinnern mich zu sehr an die kölner Innenstadt. Und wie wir seit Billy Sanders großartigem Schlager wissen, hat Frau Luna ein breites Mondgesicht. Hey Du da!

Der dräuende Super-Lockdown (Codename ‚Wellenbrecher‘) deprimiert mich zunehmend. Hat die Arbeit an meinem Annette-Musical (Arbeitstitel ‚Der Knabe im Mohr‘) überhaupt noch einen Sinn? Derartige obszöne und heteronormative Kunstwerke haben es im neuen Normal bestimmt schwer. Allein die 50 Kriegselefanten nach Burg Hülshoff zu bringen, wird sich unter den herrschenden Quarantäneverordnungen schwierig gestalten. Und die Rüssel passen unter keine Maske! Allerdings arbeitet ‚der Wendler‘ schon an den Songs und Tilll Schweiger hat Interesse an der Regie bekundet, falls seine drei Töchter mitspielen dürfen. Für die Titelrolle kommt natürlich nur La Verres in Frage. Wer sonst könnte eine extrem kurzsichtige Matrone, die sich in den falschen Mann verliebt, glaubhafter verkörpern?

Die Katze hat in ihrer unermesslichen Fressgier einen Heizpilz verschluckt und muss nun bedauerlicherweise auf einen Termin beim Tierarzt harren, wo es zu unserm großen Ärgernis (und zum Unwohlsein der Katze) zur Zeit lange Wartezeiten gibt, angeblich weil der Tierarzt zu beschäftigt ist, Gesundheitszeugnisse für 50 importierte Pachyderme auszustellen. Manche Leute sind einfach rücksichtslos bei der Wahl ihrer Schmusetiere. Oder läuft die herbstliche Töttchenproduktion schon an? Bis ihr Problem gelöst ist, fungiert die Katze mir des nächtens als Wärmflasche.

24.10.2020

Bedenkliche Hinweise allerorten auf die unaufhaltsam fortschreitende Automation, selbst von ehrenwerten und einst als krisensicher eingeschätzten Berufen. In der Pandemie beschleunigt sich anscheinend der Technisierungs-Irrsinn. Sind wir Drehbuchautoren und -Innen noch davor gefeit? frage ich mich sorgenvoll. Wird auch das Schreiben von Geschichten (sog. fiktionaler Kontent) bald von seelenlosen, programmierten Maschinen, kontrolliert von einer Kamarilla machtbesessener Technokraten, erledigt? Wie es im News-Journalismus und Feuilleton offensichtlich schon längst geschieht. Diese schwarzen Gedanken plagen mich, vielleicht mit einem Anhauch schlechten Gewissens versehen, weil ich leider Bongo entlassen musste. Er war seit über 25 Jahren mein getreuer Messeraufwärmzwerg. Zu jedem Frühstück, oft auch zum Abendmahl oder einfach zwischendurch für einen kleinen Snack, oder auch zum Zehnührchen, setzte sich Bongo auf meine Messer (und bei Bedarf auf die Messer meiner Gäste) und wärmte sie auf, damit Butter, Nutella und diverse Frischkäsesorten einfacher zu verstreichen seien. Eine höchst sinnvolle Einrichtung. Gelegentlich kamen Bongo und ich sogar ins Gespräch. Er war nämlich nicht nur Messeraufwärmzwerg, sondern darüber hinaus auch ein äußerst geistreicher und gesitteter Mensch, hat er doch in Bâle Philosophie und Cultrologie studiert. Alas, poor Bongo! Nachdem nun irgendein Start-Up-Tunichtgut es nicht seinlassen wollte und das selbst-aufwärmende Messer erfand, kann ich die laufenden Kosten für Bongo (inkl. Kost und Logis) weder vor mir noch dem Finanzamt weiter rechtfertigen, und er muss gehen. Ich wünsche Dir viel Glück, lieber Bongo! Vielleicht findest Du endlich die Anstellung bei einem arabischen Potentaten, von der Du schon so lange geträumt hast.

Bei Recherchen auf der nahen Burg Hülshoff zu meinem Annette-Musical, das ursprünglich „Der Knabe im Mohr“ heißen sollte, aber jetzt aufgrund verkehrstechnischer Bedenken wahrscheinlich in „Der Knabe im U-Bahn-Schacht“ umbenannt werden muss, stoße ich auf interessante Hinweise auf die Ahnenreihe unseres bundesdeutschen Top-Virologen Christian Drosten. Wie die Kostenbücher des Von-Hülshoffschen-Rentmeisters Adolphus Heidenreich Kinck zu belegen scheinen, diente Professor Drostens Ur-Ur-Ur-Großvater der Drostenfamilie auf Hülshoff als ‚Wetterschreyer‘ und ‚Unkel‘. Wetterschreyer saßen noch bis ins vorherige Jahrhundert auf Türmen im Münsterland und schrien das Wetter aus. So wussten der Drost und seine Familie schon kurz nach dem Aufstehen, ob es regnete oder die Sonne schien, ohne das Bett verlassen zu müssen. Unkel wiederum standen in schwer einsichtigen Wegkreuzungen und warnten vor Gegenverkehr und Geschlechtskrankheiten. Beides waren erbliche Ämter und infolgedessen hat sich die Familie unseres Top-Virologen irgendwann ‚Drosten‘ (d.h. dem Drost zugehörig) nennen dürfen. Was es alles gibt! Leider gehören Unkel und Wetterschreyer auch mittlerweile zu den ausgestorbenen Berufen (siehe oben).

Die Katze berichtet mir von einem seltsamen Traum: wir hätten gemeinsam in der Badewanne gesessen und ich mich in einen Styliten (augenscheinlich Symeon der Ältere) verwandelt. Die Katze sollte wirklich nicht mehr das Katzengras im Garten der Patchwork-Familie gegenüber fressen.

22.10.2020

In der Gemüsekiste gibt es Rote Beete. Das erinnert mich daran, dass mein Großvater Rote Beete abgrundtief hasste, aus politischen Gründen. Er nannte sie stets „die kommunistische Frucht“. Überhaupt hielt er nicht viel von allen Fuchsschwanzgewächsen, weil er den Fuchs für ein hinterlistiges und sozialistisches Tier hielt. Wenn meine Großmutter Rote Beete kochte, gab sie sie als ‚Kosakenrübe‘ aus, aber auch das war nach dem 17. Juni nicht mehr möglich. Daraufhin einigten sich mein Großvater und Großmutter auf die Bezeichnung ‚Blutkohl‘. Wenn Großmutter Fuchs kochte, hieß das stets ‚Igelgulasch‘. Ich mag Rote Beete, könnte allerdings auch darauf verzichten.

Blutkohl wäre eine viel treffendere Bezeichnung für das koreanische Nationalgericht Kimchi, vor allem in der letzten Phase der Verdauung. Da in Korea aufgrund von Missernten (Danke Corona!) eine Weißkohlknappheit herrscht, ist die traditionelle Kimchi-Fermentierung in großer Gefahr. Die Krise könnte sogar zu einer Wiedervereinigung zwischen dem kommunistischen und dem guten Teil des Landes führen. Wie wir aus der eigenen Geschichte wissen, eine schreckliche Katastrophe mir horrenden kulturellen, wirtschaftlichen und soziologischen Folgen. Seid gewarnt, Koreaner! Lasst aber auch die Stäbchen von unserem Kohl! Heute sah ich auf dem münsteraner Wochenmarkt schon etliche Süd-Koreaner um die Gemüsestande schleichen und die prallen, runden, weißen Prachtbälle der Marktfrauen begaffen. Die brauchen wir selber fürs Suurmoos. Meinetwegen deckt Euch mit Kosakenrüben ein.

Wie mir jemand aus der Gerüchteküche berichtet – ich selbst lese ja aus Gründen der Seelen-Hygiene so gut wie keine Nachrichten mehr -, vermutet Top-Veganer Attila Hildmann, der berliner Pergamonaltar (nicht zu verwechseln mit dem Kardamomaltar) sei der Hauptsitz der Gottheit Baal. Lächerlich, absolut lächerlich der Mann, eine Witzfigur. Wie ich selbst als Erleuchteter Eleve und Träger des orientalischen Rübenordens in der Großloge vom Goldenen Igel wohl am besten weiß, ist der Pergamonaltar der heilige Stuhl der Göttin Merk-El, eine Mondschönheit des Ostens, wie Shiva die Zerstörung, das Schrecken und das Aussitzen verkörpernd. Ich erinnere mich noch heute an die warnenden Worte meines Mentors Fri-Tz Mer-Z in der Loge des Goldenen Igels: Wer dieses unseres Geheimnis verrät, dem soll auf ewig die Blutrübe schrumpfen…

In Litauen sind Katzen auch als Haarigel bekannt, sagt mir die Katze.

20.10.2020

Bei unserem letzten Urlaub in Peru haben die Katze und ich aus Spaß eine Karikatur von ihr im Maßstab von 1:40 in eine Bergwand gezeichnet. Sie war wirklich gut getroffen, fand ich, vielleicht der Schwanz etwas groß. Die Katze selbst war eher unzufrieden und meinte, die kleinen Vorderpfoten sähen mehr nach Tyrannosaurus aus. Also haben wir das Ding so gut es eben ging in der heißen Wüstensonne wieder zugeschüttet. Wie groß war mein Erschrecken, in der Zeitung zu lesen, dass sie die Zeichnung jetzt wieder ausgegraben haben. Hoffentlich kriegt die Katze nichts mit, sie leidet eh unter einer leichten Dysmorphophobie; glücklicherweise ignoriert sie meist die Zeitung, solange keine Fische drin eingewickelt sind.

Ausnahmsweise mal gute Nachrichten aus Münsters Rathaus. Nachdem der Klimawandel in letzter Zeit leider einiges an Fahrt verloren hat (Danke Corona!), und Omis in ihren Butzen befürchten mussten, doch bis ans Lebensende noch jährlich kühle Winter zu erleben mit all den dazugehörigen Kosten und Gefahren, hat sich die Stadt durchgerungen, aller öko-terroristischen Unkenrufe zum Trotz, den Heizpilz wieder gedeihen zu lassen (Danke Corona!). Wenn wir also doch noch darauf hoffen dürfen, dass eines Tages die Niederlande verschwinden und wir am tropischen Nordseestrand unsere Palmen wedeln lassen, ist dies nicht zum geringsten Teil den Säufern und Rauchern zuzuschreiben, die tapfer weiter draußen heben und dampfen.

Ich glaube, die aktuelle Staffel von ‚Babylon Berlin‘ ist kein Quotenerfolg, weil die Serie die Leute zu sehr an ihre eigenen Probleme erinnert. Nur war damals die Mode besser. Manche meinen, auch die Demagogen sexyer.

18.10.2020

Die Seuche der politischen Korrektheit hat ihr neuestes Opfer gefunden: unsere Kanzlerin. Seit ein paar Jahren – ich glaube seit dem enttäuschenden Abschneiden der Fußballnationalmannschaft bei der WM 2018 – telefonieren wir jeden dritten Sonntag des Monats abends und spielen uns gegenseitig unsere Lieblingsmusik vor. Die Kanzlerin hat einen sehr eklektischen Musikgeschmack, wie viele Machtpolitiker und Kanzler vor ihr hört sie gerne Wagner, sie mag aber auch alte FDJ-Wanderlieder, Shantys, Choräle von Neander und leider Schlagermucke aus der untersten Schublade, welche sie angeblich entspannt und auf neue Ideen für die Geschicke der Bundesrepublik bringt. Schon länger versuche ich vergeblich, sie für Velvet Underground und Giorgio Moroder zu interessieren, das sei aber alles nicht so ‚fresh‘ wie Scooter, meint sie. Heute Abend ist Angela allerdings sehr aufgebracht über ‚den Wendler‘, den sie sonst mir gegenüber aufs Vehementeste verteidigt hat. „Wie kann er mir bei Covid so in den Rücken fallen?“ Wütend, aber unter Tränen. Sie hat wohl alle ihre CDs, Kassetten und Schellack-Platten von ‚dem Wendler‘ auf die Straße geworfen und Joachim Sauer musste mit dem Saab drüberfahren. Um Merkel zu beruhigen, willige ich dann ausnahmsweise ein, alle Strophen von ‚Dieser Weg‘ mit ihr zu singen. Es tröstet sie immerhin ein bisschen.

Lisa Eckhart muss unbedingt ein frisches Baby fressen, sonst wird sie noch verhungern.

Bis jetzt haben sich noch keine geilen, aber vom Genderwahn und ‚me too‘ zutiefst verunsicherte junge Paare bei mir eingefunden, um durch die milde Gabe von ein bis zwei Single-Malts in die Stimmung und Freiheit zu kommen, ihren biologischen Trieben ungebremst vom sozial-konstruierten Über-Ich nachzugeben und dadurch die Geburtenrate in unserem Land endlich wieder zu erhöhen. Stattdessen steht ein ungepflegter, heruntergekommener und wirrer älterer Herr vor der Tür und bittet um ein Schlückchen. „Mach dich vom Acker, Meinhard Zangers, und verpiß dich in dein Wolfgang-Borchert-Theater!“ rufe ich, während ich ihn mit dem Besen von der Zufahrt und durch das Tor vom Anwesen scheuche.

Die Katze ist beim Gesang von ‚Dieser Weg‘ protestierend aus dem Haus geflüchtet und wird erfahrungsgemäß wohl erst morgen wieder heimkehren.

17.10.2020

Nachmittags trifft ein, was ich seit Tagen befürchtet habe, und Tilll Schweiger zoomt mich von seinem Führerbunker unter der Schneekoppe aus an, wo er sich vor dem gerechten Zorn aller Drehbuchautoren und vor allem -innen versteckt hält. Vor Aufregung überschlägt sich sich seine Stimme, so dass es noch mehr so klingt als sei eine Armada von Wüstenrennmäusen in ein Lkw-Getriebe geraten, und ich kann ihm anfangs kaum folgen. Zwischen all dem Schluchzen und Lamentieren und Zähneknirschen, gelingt es mir endlich herauszuhören, was ihn umtreibt und betrübt: die Undankbarkeit. Wieso hassen mich alle? jault der unbestreitbar beste deutsche Filmkünstler seit Leni Riefenstahl. Nur mit Mühe kann ich ihm überzeugend vorlügen, dass niemand ihn hasst, sondern ihn alle lieben, und das arme Sensibelchen davon abhalten, seine Karriere hinzuschmeißen, um stattdessen in Afghanistan Opiumtransporte zu begleiten. Tilll, wir brauchen Dich, flöte ich ihm vom Münsterland aus ins Riesengebirge zu. Wer sonst soll noch weitere, dringend benötigte Stofftierfilme realisieren, wie ‚Dreilochpinguin‘ oder ‚Vierkantstute‘?
Ich mache mir große Sorgen um die Geburtenrate in unserem Land. Wie, wo die Sperrstunden eingeführt werden und sogar der Alkoholverkauf an Tankstellen nach 23 Uhr verboten wird (erstmals in der Geschichte der Menschheit!), soll die lethargische und vom Genderwahn benebelte deutsche Jugend die Motivation und Kraft aufbringen, sich zu prokreieren, ohne stinkbesoffen zu sein? Paarungswillige Teenager dürfen sich daher bei mir melden, und aus meinem Vorrat an Single-Malts bedienen, solange der Hauspegel nicht unter 5 Liter fällt.
Riesenstreit mit der Katze: War Heinrich (VII.) tatsächlich des Hochverrats schuldig, oder dies nur ein Vorwand seitens des Vaters Friedrich II. den Unliebsamen los zu werden? Die Katze vertritt den nonkonformistischen Standpunkt. Als mir die Argumente ausgehen, packe ich die Katze am Nacken und schmeiße sie raus. Nun plagt mich ein einigermaßen schlechtes Gewissen. Morgen werde ich ihr ein paar Leckerlis und Recht geben müssen.

15.10.2020

Im Bus zum Bahnhof diese unsäglich Ansage zur Maskenpflicht. Wenn ich die nölende Kuh erwische, die diese Ansage macht, werde ich sie mit einer Endlosschleife ihrer Aufnahme in den Wahnsinn foltern. Mitsamt dem Leiter der Stadtwerke.
Bei Recherchen in einem Steinbruch im Hönnetal mussten wir leider ein anderes Paar Krimiautoren, die hier ebenfalls recherchierten, kaltstellen und im Kalkbruch versenken. Die Konkurrenz auf dem Fernsehmarkt ist mörderisch geworden.
Mario Bergoglio (Papst Franziskus) rief mich an, um zu fragen, ob er jetzt endlich Christian Drosten heiligsprechen soll. Ich erklärte ihm, dass dies traditionellerweise erst nach dessen Ableben geschehen könne. Hoffentlich hat er das nicht als Andeutung missverstanden, beim Vatikan muss man mit solchen Äußerungen vorsichtig sein. Wir diskutierten auch, welches Patronat in Frage käme. Frei sind wohl noch Schutzheiliger für selbstwendende Schuheinlangen und Schutzheiliger gegen exzessiven Ohrenschmalz.
Hingegen hat die Katze ihre Überlegungen enthüllt, sich gegebenenfalls der anglikanischen Kirche zuzuwenden, sollte die Pilgerfahrt nach Lourdes nicht den erwünschten Erfolg zeitigen. Sie nimmt nun eine reine Fisch-Diät zu sich.