Tagebuch

Diversity or Division ?

In the One undivided and indivisible Ocean of life, you have, through ignorance, created the pernicious divisions based upon sex, race, nationality, religion and community. And you allow these self-created divisions to poison your heart and obstruct your relationships.  Slowly but surely you must shed prejudices and get disentangled from the superficial distinctions. You have to play a role in the drama of creation, without being caught up in duality. The unity of life has to be experienced and expressed in the very midst of its diverse experiences. All life is One, and all divisions are imaginary.

Meher Baba - Wikipedia

(Meher Baba)

 

(Quelle Photo Wikipedia)

Flagg off

Am Regierungspräsidium von Münster, am Domplatz, wehen die Fahnen. Die israelische, die ukrainische, die europäische.

Schön und gut.

Aber wo weht unsere Fahne? Wo weht die Fahne der Flaschensammler? Wo weht die Fahne der Wohnungssuchenden? Wo weht die Fahne der maroden Schulen? Wo weht die Fahne der kaputten Gleise und Straßen? Wo weht die Fahne der Heizkosten?

Wo weht die Fahne des Friedens?

Wo weht die Fahne von wegen wir verkaufen keine Waffen?

Wo weht die Fahne unter der wir uns sammeln?

Oder ist das Einzige, was ihnen beliebt, uns die Kriege zu erklären?

Der Schuft

Es war um die Mittagszeit eines sehr heißen Junitages, als der Schuft, einer der fiesesten Bösewichter des Bahnhofsviertels, mit seinen mächtigen Quadratlatschen das Pflaster der Fußgängerzone peitschte. Er hatte am Morgen seine Wohnung – Parterre, 2 Zimmer, Küche, Bad – verlassen und befand sich nun auf Höhe Trinitatis-Kiosk. Drinnen befand sich ihr Anführer, ein finsterer rothaariger Kerl, der ließ den Würfelbecher kreischen.

„Da nimm es Alter, schütt‘ es auf die Zunge.“

Im Wilden Westen ein Deo auszuschlagen käme einer Beleidigung gleich.

„Danke, weißer Mann. Ich nicht stinken. Veilchenwasser.“

„Was, Du willst nicht? Dann soll es Dir ebenso ergehen wie der Rothaut, der ich…“

Aaaaaaaaaaaaaaaa. Klatsch. (Oder umgekehrt).

Schwindelnde Etiketten

Wir leben in einer Etiketten-Gesellschaft. Es kommt nicht mehr darauf an, was drin ist; es kommt darauf an, was drauf steht.

Ob der Käse scheiße schmeckt, ist egal, denn auf der Packung steht Engadiner-Trüffel-Schmaus. Die beste Wahl!

Ob der Zug 50 Minuten Verspätung hat und wegen Waggon-Mangel bis unter die Decke mit Passagieren vollgestopft, ist egal, denn es gibt das 49-Euro-Ticket.

Ob wir anderen das Maul und die Meinung verbieten, ist egal, denn das ist Demokratie.

Ob wir Milliarden von Waffen schmieden und verkaufen, ist egal, denn dies geschieht für Freiheit und (der neueste Popanz) Sicherheit.

Ob die TV-Show strunzlangweilig ist, ist egal, denn eine Awareness-Agency hat alle Witze überprüft und für unbedenklich und unverfänglich befunden.

Gestern Nacht ist mir mein Großvater im Traum erschienen…

Gestern Nacht ist mir mein Großvater im Traum erschienen und küsste mir die Füße. „Ach, hätten wir doch damals den Mut gehabt, den Ihr Löwen habt, Euch der braunen Soße entgegenzustemmen. All die schweren Plakate durch die kalten Innenstädte zu schleppen und sich per Whats-App-Status gegenseitig zu befeuern! Dazu hatten wir nicht die Courage, die Haltung und den Intellekt.‟ Tränen ronnen ihm durch sein zerfurchtes Gesicht. Ich wollte ihn trösten mit den Worten, nun gäbe es ja mich, der für seine Verfehlungen a posteriori aufstehe und sie sühne, da war sein Schatten schon in der trostlosen Einöde des Jenseits verschwunden, wo die kalten Winde heulen und ewiges Zähneknirschen und Tinnitus die Seelen der Sünder der Säumnisse peinigen. Traurig war ich, aber auch nicht wenig dankbar, dass es mir gegeben war, so viel aufrechter und besser als die Ahnen zu handeln und denken.

Nicht wenig später klopfte ein weiterer Geist an die Pforten meines Bewusstseins. Es war mein Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur.. etc…Ur-Großvater Inguiomer. Auch er heulte und knirschte mit den, übrigens gar nicht so schlechten, Zähnen. „Ach, hätten wir doch damals die Kenne gehabt, uns nicht den römischen Invasoren chauvinistisch und fremdenfeindlich im Teutoburger Wald entgegenzustemmen. Dann wären wir schon viel weiter mit der Körperhygiene gewesen und Du hättest in Latein keine Fünf gehabt.‟ Ich verzieh ihm großmütig. Angesichts von Köln war möglicherweise eine vollkommene Romanisierung der germanischen Gaue gar nicht so wünschenswert gewesen. Inguiomer verschwand im Nebel der Geschichte. At peace mit mir selbst zog ich die kuschelige Bettdecke bis unter mein Kinn.

Als wenig später mein Wikinger-Ahn Ragnar der Vergewaltiger selbstmitleidig, heulend, zähneknirschend und halitos vor dem Fußende des Bettes kauerte, beschloss ich vor dem Schlafengehen nicht mehr so viel Döner zu essen.