27.10.2020

Hurra, es gibt Wasser auf dem Mond! Bald gibt es dort auch Telephon und Internet, von Nokia (seit dem sie sonst nix mehr zu tun haben) für die NASA installiert, allerdings nur 4G 🙁 Wenn wir jetzt auch noch ein paar Corona-Viren hochschießen, könnten wir uns auf dem alten Trabanten wie zu Hause fühlen. Ich verspüre indes kein großes Bedürfnis auf den Mond zu reisen. Er sieht zwar von hier unten manchmal recht romantisch aus, aber Nahaufnahmen seiner Oberfläche erinnern mich zu sehr an die kölner Innenstadt. Und wie wir seit Billy Sanders großartigem Schlager wissen, hat Frau Luna ein breites Mondgesicht. Hey Du da!

Der dräuende Super-Lockdown (Codename ‚Wellenbrecher‘) deprimiert mich zunehmend. Hat die Arbeit an meinem Annette-Musical (Arbeitstitel ‚Der Knabe im Mohr‘) überhaupt noch einen Sinn? Derartige obszöne und heteronormative Kunstwerke haben es im neuen Normal bestimmt schwer. Allein die 50 Kriegselefanten nach Burg Hülshoff zu bringen, wird sich unter den herrschenden Quarantäneverordnungen schwierig gestalten. Und die Rüssel passen unter keine Maske! Allerdings arbeitet ‚der Wendler‘ schon an den Songs und Tilll Schweiger hat Interesse an der Regie bekundet, falls seine drei Töchter mitspielen dürfen. Für die Titelrolle kommt natürlich nur La Verres in Frage. Wer sonst könnte eine extrem kurzsichtige Matrone, die sich in den falschen Mann verliebt, glaubhafter verkörpern?

Die Katze hat in ihrer unermesslichen Fressgier einen Heizpilz verschluckt und muss nun bedauerlicherweise auf einen Termin beim Tierarzt harren, wo es zu unserm großen Ärgernis (und zum Unwohlsein der Katze) zur Zeit lange Wartezeiten gibt, angeblich weil der Tierarzt zu beschäftigt ist, Gesundheitszeugnisse für 50 importierte Pachyderme auszustellen. Manche Leute sind einfach rücksichtslos bei der Wahl ihrer Schmusetiere. Oder läuft die herbstliche Töttchenproduktion schon an? Bis ihr Problem gelöst ist, fungiert die Katze mir des nächtens als Wärmflasche.

24.10.2020

Bedenkliche Hinweise allerorten auf die unaufhaltsam fortschreitende Automation, selbst von ehrenwerten und einst als krisensicher eingeschätzten Berufen. In der Pandemie beschleunigt sich anscheinend der Technisierungs-Irrsinn. Sind wir Drehbuchautoren und -Innen noch davor gefeit? frage ich mich sorgenvoll. Wird auch das Schreiben von Geschichten (sog. fiktionaler Kontent) bald von seelenlosen, programmierten Maschinen, kontrolliert von einer Kamarilla machtbesessener Technokraten, erledigt? Wie es im News-Journalismus und Feuilleton offensichtlich schon längst geschieht. Diese schwarzen Gedanken plagen mich, vielleicht mit einem Anhauch schlechten Gewissens versehen, weil ich leider Bongo entlassen musste. Er war seit über 25 Jahren mein getreuer Messeraufwärmzwerg. Zu jedem Frühstück, oft auch zum Abendmahl oder einfach zwischendurch für einen kleinen Snack, oder auch zum Zehnührchen, setzte sich Bongo auf meine Messer (und bei Bedarf auf die Messer meiner Gäste) und wärmte sie auf, damit Butter, Nutella und diverse Frischkäsesorten einfacher zu verstreichen seien. Eine höchst sinnvolle Einrichtung. Gelegentlich kamen Bongo und ich sogar ins Gespräch. Er war nämlich nicht nur Messeraufwärmzwerg, sondern darüber hinaus auch ein äußerst geistreicher und gesitteter Mensch, hat er doch in Bâle Philosophie und Cultrologie studiert. Alas, poor Bongo! Nachdem nun irgendein Start-Up-Tunichtgut es nicht seinlassen wollte und das selbst-aufwärmende Messer erfand, kann ich die laufenden Kosten für Bongo (inkl. Kost und Logis) weder vor mir noch dem Finanzamt weiter rechtfertigen, und er muss gehen. Ich wünsche Dir viel Glück, lieber Bongo! Vielleicht findest Du endlich die Anstellung bei einem arabischen Potentaten, von der Du schon so lange geträumt hast.

Bei Recherchen auf der nahen Burg Hülshoff zu meinem Annette-Musical, das ursprünglich „Der Knabe im Mohr“ heißen sollte, aber jetzt aufgrund verkehrstechnischer Bedenken wahrscheinlich in „Der Knabe im U-Bahn-Schacht“ umbenannt werden muss, stoße ich auf interessante Hinweise auf die Ahnenreihe unseres bundesdeutschen Top-Virologen Christian Drosten. Wie die Kostenbücher des Von-Hülshoffschen-Rentmeisters Adolphus Heidenreich Kinck zu belegen scheinen, diente Professor Drostens Ur-Ur-Ur-Großvater der Drostenfamilie auf Hülshoff als ‚Wetterschreyer‘ und ‚Unkel‘. Wetterschreyer saßen noch bis ins vorherige Jahrhundert auf Türmen im Münsterland und schrien das Wetter aus. So wussten der Drost und seine Familie schon kurz nach dem Aufstehen, ob es regnete oder die Sonne schien, ohne das Bett verlassen zu müssen. Unkel wiederum standen in schwer einsichtigen Wegkreuzungen und warnten vor Gegenverkehr und Geschlechtskrankheiten. Beides waren erbliche Ämter und infolgedessen hat sich die Familie unseres Top-Virologen irgendwann ‚Drosten‘ (d.h. dem Drost zugehörig) nennen dürfen. Was es alles gibt! Leider gehören Unkel und Wetterschreyer auch mittlerweile zu den ausgestorbenen Berufen (siehe oben).

Die Katze berichtet mir von einem seltsamen Traum: wir hätten gemeinsam in der Badewanne gesessen und ich mich in einen Styliten (augenscheinlich Symeon der Ältere) verwandelt. Die Katze sollte wirklich nicht mehr das Katzengras im Garten der Patchwork-Familie gegenüber fressen.

22.10.2020

In der Gemüsekiste gibt es Rote Beete. Das erinnert mich daran, dass mein Großvater Rote Beete abgrundtief hasste, aus politischen Gründen. Er nannte sie stets „die kommunistische Frucht“. Überhaupt hielt er nicht viel von allen Fuchsschwanzgewächsen, weil er den Fuchs für ein hinterlistiges und sozialistisches Tier hielt. Wenn meine Großmutter Rote Beete kochte, gab sie sie als ‚Kosakenrübe‘ aus, aber auch das war nach dem 17. Juni nicht mehr möglich. Daraufhin einigten sich mein Großvater und Großmutter auf die Bezeichnung ‚Blutkohl‘. Wenn Großmutter Fuchs kochte, hieß das stets ‚Igelgulasch‘. Ich mag Rote Beete, könnte allerdings auch darauf verzichten.

Blutkohl wäre eine viel treffendere Bezeichnung für das koreanische Nationalgericht Kimchi, vor allem in der letzten Phase der Verdauung. Da in Korea aufgrund von Missernten (Danke Corona!) eine Weißkohlknappheit herrscht, ist die traditionelle Kimchi-Fermentierung in großer Gefahr. Die Krise könnte sogar zu einer Wiedervereinigung zwischen dem kommunistischen und dem guten Teil des Landes führen. Wie wir aus der eigenen Geschichte wissen, eine schreckliche Katastrophe mir horrenden kulturellen, wirtschaftlichen und soziologischen Folgen. Seid gewarnt, Koreaner! Lasst aber auch die Stäbchen von unserem Kohl! Heute sah ich auf dem münsteraner Wochenmarkt schon etliche Süd-Koreaner um die Gemüsestande schleichen und die prallen, runden, weißen Prachtbälle der Marktfrauen begaffen. Die brauchen wir selber fürs Suurmoos. Meinetwegen deckt Euch mit Kosakenrüben ein.

Wie mir jemand aus der Gerüchteküche berichtet – ich selbst lese ja aus Gründen der Seelen-Hygiene so gut wie keine Nachrichten mehr -, vermutet Top-Veganer Attila Hildmann, der berliner Pergamonaltar (nicht zu verwechseln mit dem Kardamomaltar) sei der Hauptsitz der Gottheit Baal. Lächerlich, absolut lächerlich der Mann, eine Witzfigur. Wie ich selbst als Erleuchteter Eleve und Träger des orientalischen Rübenordens in der Großloge vom Goldenen Igel wohl am besten weiß, ist der Pergamonaltar der heilige Stuhl der Göttin Merk-El, eine Mondschönheit des Ostens, wie Shiva die Zerstörung, das Schrecken und das Aussitzen verkörpernd. Ich erinnere mich noch heute an die warnenden Worte meines Mentors Fri-Tz Mer-Z in der Loge des Goldenen Igels: Wer dieses unseres Geheimnis verrät, dem soll auf ewig die Blutrübe schrumpfen…

In Litauen sind Katzen auch als Haarigel bekannt, sagt mir die Katze.

20.10.2020

Bei unserem letzten Urlaub in Peru haben die Katze und ich aus Spaß eine Karikatur von ihr im Maßstab von 1:40 in eine Bergwand gezeichnet. Sie war wirklich gut getroffen, fand ich, vielleicht der Schwanz etwas groß. Die Katze selbst war eher unzufrieden und meinte, die kleinen Vorderpfoten sähen mehr nach Tyrannosaurus aus. Also haben wir das Ding so gut es eben ging in der heißen Wüstensonne wieder zugeschüttet. Wie groß war mein Erschrecken, in der Zeitung zu lesen, dass sie die Zeichnung jetzt wieder ausgegraben haben. Hoffentlich kriegt die Katze nichts mit, sie leidet eh unter einer leichten Dysmorphophobie; glücklicherweise ignoriert sie meist die Zeitung, solange keine Fische drin eingewickelt sind.

Ausnahmsweise mal gute Nachrichten aus Münsters Rathaus. Nachdem der Klimawandel in letzter Zeit leider einiges an Fahrt verloren hat (Danke Corona!), und Omis in ihren Butzen befürchten mussten, doch bis ans Lebensende noch jährlich kühle Winter zu erleben mit all den dazugehörigen Kosten und Gefahren, hat sich die Stadt durchgerungen, aller öko-terroristischen Unkenrufe zum Trotz, den Heizpilz wieder gedeihen zu lassen (Danke Corona!). Wenn wir also doch noch darauf hoffen dürfen, dass eines Tages die Niederlande verschwinden und wir am tropischen Nordseestrand unsere Palmen wedeln lassen, ist dies nicht zum geringsten Teil den Säufern und Rauchern zuzuschreiben, die tapfer weiter draußen heben und dampfen.

Ich glaube, die aktuelle Staffel von ‚Babylon Berlin‘ ist kein Quotenerfolg, weil die Serie die Leute zu sehr an ihre eigenen Probleme erinnert. Nur war damals die Mode besser. Manche meinen, auch die Demagogen sexyer.

17.10.2020

Nachmittags trifft ein, was ich seit Tagen befürchtet habe, und Tilll Schweiger zoomt mich von seinem Führerbunker unter der Schneekoppe aus an, wo er sich vor dem gerechten Zorn aller Drehbuchautoren und vor allem -innen versteckt hält. Vor Aufregung überschlägt sich sich seine Stimme, so dass es noch mehr so klingt als sei eine Armada von Wüstenrennmäusen in ein Lkw-Getriebe geraten, und ich kann ihm anfangs kaum folgen. Zwischen all dem Schluchzen und Lamentieren und Zähneknirschen, gelingt es mir endlich herauszuhören, was ihn umtreibt und betrübt: die Undankbarkeit. Wieso hassen mich alle? jault der unbestreitbar beste deutsche Filmkünstler seit Leni Riefenstahl. Nur mit Mühe kann ich ihm überzeugend vorlügen, dass niemand ihn hasst, sondern ihn alle lieben, und das arme Sensibelchen davon abhalten, seine Karriere hinzuschmeißen, um stattdessen in Afghanistan Opiumtransporte zu begleiten. Tilll, wir brauchen Dich, flöte ich ihm vom Münsterland aus ins Riesengebirge zu. Wer sonst soll noch weitere, dringend benötigte Stofftierfilme realisieren, wie ‚Dreilochpinguin‘ oder ‚Vierkantstute‘?
Ich mache mir große Sorgen um die Geburtenrate in unserem Land. Wie, wo die Sperrstunden eingeführt werden und sogar der Alkoholverkauf an Tankstellen nach 23 Uhr verboten wird (erstmals in der Geschichte der Menschheit!), soll die lethargische und vom Genderwahn benebelte deutsche Jugend die Motivation und Kraft aufbringen, sich zu prokreieren, ohne stinkbesoffen zu sein? Paarungswillige Teenager dürfen sich daher bei mir melden, und aus meinem Vorrat an Single-Malts bedienen, solange der Hauspegel nicht unter 5 Liter fällt.
Riesenstreit mit der Katze: War Heinrich (VII.) tatsächlich des Hochverrats schuldig, oder dies nur ein Vorwand seitens des Vaters Friedrich II. den Unliebsamen los zu werden? Die Katze vertritt den nonkonformistischen Standpunkt. Als mir die Argumente ausgehen, packe ich die Katze am Nacken und schmeiße sie raus. Nun plagt mich ein einigermaßen schlechtes Gewissen. Morgen werde ich ihr ein paar Leckerlis und Recht geben müssen.

15.10.2020

Im Bus zum Bahnhof diese unsäglich Ansage zur Maskenpflicht. Wenn ich die nölende Kuh erwische, die diese Ansage macht, werde ich sie mit einer Endlosschleife ihrer Aufnahme in den Wahnsinn foltern. Mitsamt dem Leiter der Stadtwerke.
Bei Recherchen in einem Steinbruch im Hönnetal mussten wir leider ein anderes Paar Krimiautoren, die hier ebenfalls recherchierten, kaltstellen und im Kalkbruch versenken. Die Konkurrenz auf dem Fernsehmarkt ist mörderisch geworden.
Mario Bergoglio (Papst Franziskus) rief mich an, um zu fragen, ob er jetzt endlich Christian Drosten heiligsprechen soll. Ich erklärte ihm, dass dies traditionellerweise erst nach dessen Ableben geschehen könne. Hoffentlich hat er das nicht als Andeutung missverstanden, beim Vatikan muss man mit solchen Äußerungen vorsichtig sein. Wir diskutierten auch, welches Patronat in Frage käme. Frei sind wohl noch Schutzheiliger für selbstwendende Schuheinlangen und Schutzheiliger gegen exzessiven Ohrenschmalz.
Hingegen hat die Katze ihre Überlegungen enthüllt, sich gegebenenfalls der anglikanischen Kirche zuzuwenden, sollte die Pilgerfahrt nach Lourdes nicht den erwünschten Erfolg zeitigen. Sie nimmt nun eine reine Fisch-Diät zu sich.

14.10.2020

Ich habe mich entschlossen, Tagebuch zu führen. Vielleicht helfen meine Einträge eines Tages nachzuvollziehen, wie Deutschland sich von der Vorzeige-Demokratie Europas zur Hygiene-Diktatur wandeln konnte, falls dies geschieht. Heute kann ich nichts darüber berichten, bis auf dass die Katze mir mit den Pfoten die Milchdrüsen zärtlich massierte. Bald darauf brachte uns der freundliche DHL-Bote eine Flasche Single-Malt, so dass ich die leere mit der Hülle ins Altpapier schmeißen konnte (der Altglas-Container ist bei mir sehr weit weg).
Alle meine intellektuellen Freunde kennen „den Wendler“. Der Katze ist er unbekannt. Der Mann hat also alles richtig gemacht, denn die Katze kauft noch weniger Tonträger als ich.
Ich frage mich, ob ich von Philosophie weniger verstehe, oder von Webdesign (bzw. coding)?