18.10.2020

Die Seuche der politischen Korrektheit hat ihr neuestes Opfer gefunden: unsere Kanzlerin. Seit ein paar Jahren – ich glaube seit dem enttäuschenden Abschneiden der Fußballnationalmannschaft bei der WM 2018 – telefonieren wir jeden dritten Sonntag des Monats abends und spielen uns gegenseitig unsere Lieblingsmusik vor. Die Kanzlerin hat einen sehr eklektischen Musikgeschmack, wie viele Machtpolitiker und Kanzler vor ihr hört sie gerne Wagner, sie mag aber auch alte FDJ-Wanderlieder, Shantys, Choräle von Neander und leider Schlagermucke aus der untersten Schublade, welche sie angeblich entspannt und auf neue Ideen für die Geschicke der Bundesrepublik bringt. Schon länger versuche ich vergeblich, sie für Velvet Underground und Giorgio Moroder zu interessieren, das sei aber alles nicht so ‚fresh‘ wie Scooter, meint sie. Heute Abend ist Angela allerdings sehr aufgebracht über ‚den Wendler‘, den sie sonst mir gegenüber aufs Vehementeste verteidigt hat. „Wie kann er mir bei Covid so in den Rücken fallen?“ Wütend, aber unter Tränen. Sie hat wohl alle ihre CDs, Kassetten und Schellack-Platten von ‚dem Wendler‘ auf die Straße geworfen und Joachim Sauer musste mit dem Saab drüberfahren. Um Merkel zu beruhigen, willige ich dann ausnahmsweise ein, alle Strophen von ‚Dieser Weg‘ mit ihr zu singen. Es tröstet sie immerhin ein bisschen.

Lisa Eckhart muss unbedingt ein frisches Baby fressen, sonst wird sie noch verhungern.

Bis jetzt haben sich noch keine geilen, aber vom Genderwahn und ‚me too‘ zutiefst verunsicherte junge Paare bei mir eingefunden, um durch die milde Gabe von ein bis zwei Single-Malts in die Stimmung und Freiheit zu kommen, ihren biologischen Trieben ungebremst vom sozial-konstruierten Über-Ich nachzugeben und dadurch die Geburtenrate in unserem Land endlich wieder zu erhöhen. Stattdessen steht ein ungepflegter, heruntergekommener und wirrer älterer Herr vor der Tür und bittet um ein Schlückchen. „Mach dich vom Acker, Meinhard Zangers, und verpiß dich in dein Wolfgang-Borchert-Theater!“ rufe ich, während ich ihn mit dem Besen von der Zufahrt und durch das Tor vom Anwesen scheuche.

Die Katze ist beim Gesang von ‚Dieser Weg‘ protestierend aus dem Haus geflüchtet und wird erfahrungsgemäß wohl erst morgen wieder heimkehren.

17.10.2020

Nachmittags trifft ein, was ich seit Tagen befürchtet habe, und Tilll Schweiger zoomt mich von seinem Führerbunker unter der Schneekoppe aus an, wo er sich vor dem gerechten Zorn aller Drehbuchautoren und vor allem -innen versteckt hält. Vor Aufregung überschlägt sich sich seine Stimme, so dass es noch mehr so klingt als sei eine Armada von Wüstenrennmäusen in ein Lkw-Getriebe geraten, und ich kann ihm anfangs kaum folgen. Zwischen all dem Schluchzen und Lamentieren und Zähneknirschen, gelingt es mir endlich herauszuhören, was ihn umtreibt und betrübt: die Undankbarkeit. Wieso hassen mich alle? jault der unbestreitbar beste deutsche Filmkünstler seit Leni Riefenstahl. Nur mit Mühe kann ich ihm überzeugend vorlügen, dass niemand ihn hasst, sondern ihn alle lieben, und das arme Sensibelchen davon abhalten, seine Karriere hinzuschmeißen, um stattdessen in Afghanistan Opiumtransporte zu begleiten. Tilll, wir brauchen Dich, flöte ich ihm vom Münsterland aus ins Riesengebirge zu. Wer sonst soll noch weitere, dringend benötigte Stofftierfilme realisieren, wie ‚Dreilochpinguin‘ oder ‚Vierkantstute‘?
Ich mache mir große Sorgen um die Geburtenrate in unserem Land. Wie, wo die Sperrstunden eingeführt werden und sogar der Alkoholverkauf an Tankstellen nach 23 Uhr verboten wird (erstmals in der Geschichte der Menschheit!), soll die lethargische und vom Genderwahn benebelte deutsche Jugend die Motivation und Kraft aufbringen, sich zu prokreieren, ohne stinkbesoffen zu sein? Paarungswillige Teenager dürfen sich daher bei mir melden, und aus meinem Vorrat an Single-Malts bedienen, solange der Hauspegel nicht unter 5 Liter fällt.
Riesenstreit mit der Katze: War Heinrich (VII.) tatsächlich des Hochverrats schuldig, oder dies nur ein Vorwand seitens des Vaters Friedrich II. den Unliebsamen los zu werden? Die Katze vertritt den nonkonformistischen Standpunkt. Als mir die Argumente ausgehen, packe ich die Katze am Nacken und schmeiße sie raus. Nun plagt mich ein einigermaßen schlechtes Gewissen. Morgen werde ich ihr ein paar Leckerlis und Recht geben müssen.

15.10.2020

Im Bus zum Bahnhof diese unsäglich Ansage zur Maskenpflicht. Wenn ich die nölende Kuh erwische, die diese Ansage macht, werde ich sie mit einer Endlosschleife ihrer Aufnahme in den Wahnsinn foltern. Mitsamt dem Leiter der Stadtwerke.
Bei Recherchen in einem Steinbruch im Hönnetal mussten wir leider ein anderes Paar Krimiautoren, die hier ebenfalls recherchierten, kaltstellen und im Kalkbruch versenken. Die Konkurrenz auf dem Fernsehmarkt ist mörderisch geworden.
Mario Bergoglio (Papst Franziskus) rief mich an, um zu fragen, ob er jetzt endlich Christian Drosten heiligsprechen soll. Ich erklärte ihm, dass dies traditionellerweise erst nach dessen Ableben geschehen könne. Hoffentlich hat er das nicht als Andeutung missverstanden, beim Vatikan muss man mit solchen Äußerungen vorsichtig sein. Wir diskutierten auch, welches Patronat in Frage käme. Frei sind wohl noch Schutzheiliger für selbstwendende Schuheinlangen und Schutzheiliger gegen exzessiven Ohrenschmalz.
Hingegen hat die Katze ihre Überlegungen enthüllt, sich gegebenenfalls der anglikanischen Kirche zuzuwenden, sollte die Pilgerfahrt nach Lourdes nicht den erwünschten Erfolg zeitigen. Sie nimmt nun eine reine Fisch-Diät zu sich.

14.10.2020

Ich habe mich entschlossen, Tagebuch zu führen. Vielleicht helfen meine Einträge eines Tages nachzuvollziehen, wie Deutschland sich von der Vorzeige-Demokratie Europas zur Hygiene-Diktatur wandeln konnte, falls dies geschieht. Heute kann ich nichts darüber berichten, bis auf dass die Katze mir mit den Pfoten die Milchdrüsen zärtlich massierte. Bald darauf brachte uns der freundliche DHL-Bote eine Flasche Single-Malt, so dass ich die leere mit der Hülle ins Altpapier schmeißen konnte (der Altglas-Container ist bei mir sehr weit weg).
Alle meine intellektuellen Freunde kennen „den Wendler“. Der Katze ist er unbekannt. Der Mann hat also alles richtig gemacht, denn die Katze kauft noch weniger Tonträger als ich.
Ich frage mich, ob ich von Philosophie weniger verstehe, oder von Webdesign (bzw. coding)?