Tagebuch

20.12.2020

Heute habe ich angefangen mit den letzten Vorbereitungen für den alljährlichen Winterschlaf. Es sieht sehr gut aus mit der Speckschicht dieses Jahr, ich habe mir allerdings auch sehr viel Mühe gegeben, vor allem während des ersten, zweiten, dritten und fünften Lockdowns (Codename ‚Zungenbrecher‘). Bestimmt so um die 40 bis 50 kg habe ich extra drauf, damit müsste ich locker bis zum 2. April kommen. Hoffentlich sind dann die schlimmsten Auswürfe der Igelgrippe vorüber, mir geht die Pest nämlich zunehmend auf den Sack. Ich denke, wenn die törichten Ost-Westfalen zu Weihnachten ihr traditionelles Igelfondue genießen und ihre rituellen Massenorgien feiern, werden die Infektionszahlen vor Silvester noch einmal ins Bodenlose schießen. Manche Leute lernen’s eben nie. Da ist man als homo eruditus froh, im kühlen, abgedunkelten Hibernator zu liegen und von all dem Driss nix mitzukriegen. Dieses Jahr werde ich mich am zweiten Weihnachtstag aufs Ohr hauen, nachdem ich am Xmas day nochmal ordentlich am Speck gearbeitet habe. Der neue Hibernator ist echt super, alle zwei Tage wird mir automatisch die lebensnotwendige Injektion von 43 %igen single malt verpasst, im Audio spielt in einer Endlosschleife ‚Trout Mask Replica‘. Seltsam, dass ich dieses Jahr trotzdem etwas desorientiert und reizbar war, als ich im März aufwachte. Vielleicht liegt es daran, dass ich zum Sunamitismus neige, aus Kostengründen allerdings alleine schlafen muss. Jungfrauen im passablen Alter sind trotz Genderwahn recht wohlfeil geworden. Das Internet ist schuld!

Bevor ich mich in den Winterschlaf verabschiede, werde ich noch einmal versuchen, Christian Drosten zu erreichen. Seit seiner Seligsprechung geht er nicht mehr ans Telephon. Wie erwartet hat ihm Mario Bergoglio das Patronat über Hochseefischerei und exzessiven Ohrenschmalz übertragen, und deshalb ist er mega stinkig. Die kleine Diva. Angela sagte mir heute Morgen, Drosten hat Wieler aus Frust einen Nacktmull in den Schlafanzug gesteckt. Seitdem behauptet der, er habe zwei Penisse. Es geht immer noch um den blöden Streit über die zwei Afteröffnungen des Igels, aber egal… die beiden können ganz schön nerven. Doch ich hab jetzt bei meinen Recherchen auf Burg Hülshoff – die Musical-Geschichte ist zwar auf Eis, aber das ZDF will jetzt aus dem Stoff einen Weihnachtsmehrteiler (Arbeitstitel ‚Annetchen Popettchen‘) machen – Belege dafür gefunden wie Christians Ur-Ahn Homunculus Drostus seinerzeit den großen Igelgrippenausbruch von 1838 besiegt hat. Neben dem Einschmieren der erogenen Zonen mit Wombatfett, war es vor allem wohl der unermüdliche Einsatz einer Gruppe von Flagellanten, fünfhundert an der Zahl, die sich fünfzig Tage lang jeweils fünf Stunden lang geißelten, das dem Toben der Seuche Einhalt gebot. Während sie sich mortifizierten sangen die Büßer, welche allesamt einen formlosen, grauen, knöchellangen Wollsack trugen, das Kufsteinlied, damit vertrieben sie die bösen Geister. Hier, finde ich, wäre endlich eine sinnvolle und gemeinnützige Aufgabe für die Mitarbeiter des städtischen Ordnungsamtes. Gerne komme ich für die Kosten des Erwerbs von fünfhundert Geißeln auf.

16.12.2020

Seit Tagen bekomme ich unzählige Zuschriften von erbosten LeserInnen, die sich darüber beschweren und empören, dass ich über den ‚Delaware Sling‘, eine in Amerika sehr umstrittene Sex-Praktik, geschrieben hätte. Hier liegt eine Verwechslung vor. Die von einigen Frauen praktizierte Sex-Technik, die Männer schier in den Wahnsinn treibt und zu hilflosen Kopulationsmaschinen degradiert, heißt ‚Delaware Grip‘ und hat nichts mit dem Drink zu tun. Schon vor dem Eintreffen der ersten europäischen Siedler (heute würden wir Arschlöcher sagen) war das Volk der Susquehanna unter den anderen indigen Stämmen als Sex-besessen verrufen. Man sagte ihnen sogar nach, dass sie bei einer besonders widerwärtigen Praxis Igel als Masturbationshilfe benutzen würden (NB Dies wird auch den Ost-Westfalen nachgesagt, aber im Gegensatz zu den Ost-Westfalen, sind die Susquehanna immun gegen die Igelgrippe, leiden jedoch sehr schnell an Frostbeulen). Kurz nach Eintritt der Geschlechtsreife isolierten sich die weiblichen Mitglieder des Stammes in eigenen, schallundurchlässigen Hütten und wurden bis zu drei Jahre lang von älteren Frauen in die Technik des Ououououououaa eingewiesen. Erst wenn sie diese perfekt beherrschten, durften sie heiraten. Ich will jetzt nicht näher auf das Ououououououaa eingehen – für den Laien ist die Ausübung zudem sehr gefährlich – und möchte nur lediglich darauf hinweisen, dass Ououououououaa auch dem Partner oder Rezipient (der männlich oder weiblich oder dinglich sein kann) einiges abverlangt. Nach einer besonders intensiven Erfahrung war ich für drei Wochen zur Reha in Bad Driburg, aber das ist eine andere Geschichte. Seinen heute gängigen Namen bekam diese Sex-Praktik im 16. Jahrhundert, als Thomas West, 3. Baron De La Warr (der spätere Gouverneur Virginias), in einer der Initiationshütten in den Appalachen verschwand und erst vier Wochen anämisch wieder auftauchte. Weitere historische Opfer des ‚Delaware Grip‘ sind der schwedische Entdecker Kalmar Nyckel und Madonna.

Wenn ich Pech habe, kommt die Katze bald wieder. Das für lange Zeit letzte Lebenszeichen war ja ein Facebook-Post aus Malibu, die Katze arbeitete mit Flo von Donnersbalcken an einem Biopic über Fips Asmussen. Jetzt ist die Kacke aber richtig am Dampfen, denn die Katze hat sich mit den SJWs (social justice warriors) in Californien mächtig angelegt. Erst gab es Beef mit Henckel von Donnersbalcken, weil der darauf bestand, dass Whoppi Goldberg die Hauptrolle, also Fips Asmussen, spielen soll. Die Katze wollte stattdessen ihrem Spezi Tilll Schweiger die Rolle zuschanzen. Daraufhin hat Flo die Katze in Malibu so richtig unmöglich gemacht und als Rassistin hingestellt. (Ich tue es nicht gerne, aber insgeheim muss ich Von Donnersbalcken recht geben… Whoppi Goldberg wäre perfekt als Fips Asmussen und Tilll Schweiger kennt in den USA kein Schwein.) Anyway, das war nur der Anfang. Mit dem Buch lief es dann natürlich nicht mehr so gut, obwohl die beiden eigentlich schon mitten im zweiten Akt waren, sie kommunizierten jetzt nur noch per WhatsApp und Tontauben. Komplett verschissen mit der Schicki-Micki-Gesellschaft in Hollywood hat es sich die Katze allerdings, weil sie sturzbesoffen (zwei Dutzend Delaware Slings!) bei der Premiere vom Kater-Murr-Musical (Mamma Miaua) rumkrakeelte, nur eine männliche, europäische Kurzhaarkatze könne den Kater Murr geben und die Besetzung mit einer Siamesin sei eine Farce. Daraufhin verbrachte die Katze die Nacht in der Ausnüchterungszelle und ist nun im Biz cattus non grata. Wie gesagt, wenn ich Pech hab, steht sie vor Weihnachten noch hier auf der Matte, aber erst mal ist sie bei Johnny Depp untergekommen. Die beiden lecken sich gegenseitig die Wunden, und ich hab gehört, er hat bei Sotheby’s für $ 13.000 Dollar eine Flasche siebzig Jahre alten Lebertran erstanden. Prost.

Delaware Sling

In den letzten Wochen gab es unglaublich viele Bitten um Auskunft über das Rezept für den ‚Delaware Sling‘, mit dem ich ausgiebig den Kantersieg von Joe Biden (siehe Tagebucheintrag vom 5. November 20) begossen habe. Leider pressierten zahlreiche andere Themen (Igelgrippe, Igelgulasch, Bielefeld), und so hatte ich keine Zeit, der Anfrage nachzukommen. Jetzt aber, wo die Geschicke mit dem Super-Lockdown (Codename ‚Knochenbrecher‘) wieder in etwas ruhigere Fahrwasser kommen, habe ich die Muße, Euch das Rezept für diesen Top-Drink, das Lieblingsgetränk von Joe und Hunter Biden, mit dem sie quasi jeden Tag beginnen, vorzustellen. Am besten macht man gleich einen ganzen Pitcher voll, dann muss man nicht so oft aufstehen und kann schön weiter WDR bingen oder an seiner Steuererklärung rummachen.

DELAWARE SLINGS

für 5 Personen (oder 2 Politiker)

Man nehme:

300 ml Hustensaft (z.B. von BronCleer ‚Codeine plus‘)

200 ml Lebertran

500 ml Jägermeister

1/8 Pampelmuse

Alle Zutaten in einen Plastikzuber geben, umrühren, in zwei Bierkrüge umfüllen, mit Stars und Stripes garnieren, Strohhalm rein, fertig.

Am besten knallen die Delaware Slings bei Zimmertemperatur. Man kann sie aber auch mit Eis trinken oder, was ziemlich geil ist, im Winter als heißen Punch, dann würde ich aber die Pampelmuse durch Cedernfrucht ersetzen.

Die Katze war ja ein großer Freund von Delaware Slings und hat sie oft noch mit Thunfischlake versetzt, das beißt sich aber ein bisschen mit dem Lebertran und ist nicht jedermanns Geschmack. Ich habe leider schon länger nichts mehr von der Katze gehört. Das letzte Lebenszeichen von ihr war ein Facebook-Post aus Malibu. Offensichtlich hat sie sich da mit Florian Henckel von Donnersbalcken getroffen und angefangen, mit ihm an einem Film-Treatment über das Leben von Fips Asmussen zu arbeiten. Fips Asmussen ist beider großer Held. Ich hoffe für die Katze, nicht zu sehr für Flo, den ich nicht so ausstehen kann, dass sie das Ding an HBO verkaufen können. Sonst muss wieder der WDR ran.

A Philosophical Poem

Socrates and Prictese

were sitting in the shade.

Prictese asked of Socrates

„What makes you so great?“

 

„I am not sure,“ said he,

„perhaps my knobbly knees.

It won’t be my philosophy,

for that is just a tease.“

 

„I don’t mean to stick it in,“

said Prictese smiling slightly,

„but if you tried a little sin,

they’d let you off more lightly.“

08.12.2020

Ausnahmsweise rief ich heute mal Mario Bergoglio (Papst Franziskus) an, weil ich eine dringende Frage zum Konzil von Nicäa hatte, aber wie befürchtet war mir der Pontifex keine große Hilfe. Diese Jesuiten haben eben null Ahnung von klassischer Häresie. Bei der Gelegenheit ließ ich mir allerdings gleich die Sünden von vorgestern (sexuelle Abschweifung mit einem Subordinatianer, siehe Tagebucheintrag vom 6. Dezember) vom Top-Absolutisten selbst vergeben und fragte mal nach, wie es denn um die Seligsprechung von Christian Drosten steht. Mario hatte keine gute Nachricht für unseren Top-Virologen. Laut Vorschrift muss der selig zu sprechende tot sein und nachweislich zwei Wunder bewirkt haben. Für die erste Vorgabe gab es auf Bitten von Angela Merkel anscheinend schon einen Sonderdispens. Aber der blöde Drosten, anstatt seine Chance zu nutzen, nach dem Bundesverdienstkreuz sich die zweite Auszeichnung zu krallen, hat erst ein Wunder bewirkt. Und zwar die Heilung einer Frau aus Castrop-Rauxel, die ihn wegen ihrer schlimmen Blähungen anrief (allerdings nicht zu Bürozeiten). Ansonsten sieht es mau bei ihm aus in der Mirakel-Abteilung. Außerdem, erzählte mir Mario, gäbe es schlimme Gerüchte über einen unchristlichen Streit, der zwischen Drosten und Lothar Wieler schwelt. Nicht nur nimmt Wieler Drosten den misslungenen Beischlafversuch (siehe Tagebucheintrag vom 20. November) übel, der Top-Tierarzt ist rasend empört, dass Drosten weiterhin behauptet, der Igel habe zwei Afteröffnungen. „Warum guckst Du nicht mal nach, Du PCR-Äffchen“ schallte es durchs RKI und als Antwort kam nur der kleinlaute Einwand, die Stachel würden so pieksen. Aber Johns Hopkins und WHO und Margarete Stokowski unterstützen alle Drosten und so muss es wohl stimmen: Der Igel, wie auch Florida TV, hat zwei Arschlöcher. Wer etwas anderes behauptet, ist Igelleugner und Verschwörungstheoretiker erster Sahne.

Neues von der anderen Pest, die uns bedroht. Die getroffenen Maßnahmen sind viel zu lasch(et). Bei dem großen Igelgrippe-Ausbruch von 1866 („Die Spanische Fricco“) zum Beispiel, wurde ganz Ost-Westfalen von den Preußen unter Schwerstquarantäne gestellt. Niemand durfte 9 Wochen lang seine Hofstatt verlassen, unter keinen Umständen, nicht einmal zum Abort, sonst wurde er durchkabatscht und posthum mit einem Ordnungsgeld belegt. Ein Vorfahr des von uns so geschätzten Karl Lauterbach, und zwar war dies der Geheimrat Praetorius Carolus Magnus-Schwatzus Lauderbeck, plädierte damals dafür, den Kannibalismus-Paragrafen in der preußischen Verfassung auszusetzen, damit die Ost-Westfalen was zu picken hatten. Wer nach diesen 9 Wochen noch das Haus (d.h. den heimischen Herd) verlassen konnte, war immun gegen die Igelgrippe. Daher der Begriff ‚herd immunitaet‘.

Die Glocken des Bruder Jakob

Das Dorf Erde ist globalisiert, hat es den Anschein, jedenfalls durch unseren westlichen Tunnelblick. Wir hören die gleiche Mucke, lesen die selben Bücher, schauen alle Netflix, schlürfen Coffee aus Seattle und hören die Igel husten, ob am Times Square, Roten Platz, auf dem Champs-Élysées oder dem Ku’damm. Bisweilen jedoch dürstet es den nabelschauenden Menschen nach einer etwas weniger allgemeinen und beliebigen Kulturzugehörigkeit; er oder sie horcht in sich hinein, die Fragen „Wer bin ich?“ – „Wo komme ich her?“ – „Warum summe ich surfing songs in Wanne-Eickel?“ drängen ins Bewusstsein, und er oder sie sinniert selbstsuchend über die feinen Unterschiede. Zum Beispiel beim Gebimmel des Frère Jacques.

In der allgemein bekanntesten Fassung des Canons, der französischen, läutet Jacques die Glocken selbst, d.h, er wird dazu aufgefordert: „Sonnez les matines!“ Nachdem er sich allem Anschein nach zum Läuten aufgerappelt hat, klingen sie „ding ding dong“.

Der deutsche Bruder Jakob indes wird von den Glocken geradezu aus dem Schlaf gerissen („Hörst du nicht die Glocken?“), mit ihrem wuchtigen „ding dang dong“. Man beachte das teutonische „dang“. Auch im Katalanischen, übrigens, dröhnen die Glocken so, während es ansonsten in Spanien etwas zärtlicher „din don dan“ tönt (wie auch in Italien). Ein anderer dang-Typ ist unüberraschenderweise der Albaner.

Feingeistig, aber bestimmt, wie der Franzose, mögen es auch die Engländer und die Schweden. Hier überall „ding ding dong“, wobei in England Brother John lediglich mit höflichem britischem understatement gefragt wird, ob er womöglich noch schlafe und darauf hingewiesen wird, dass die morning bells are ringing.

Brachial geht der Glöckner von Bulgarien ans Werk, in den Schluchten des Balkan hallt ein böllerndes „bim bam bum“. Panie Janie in Polen tut es ihm fast gleich, mit einem kräftigen „bim bam bom“. „Bim bam bom“ übrigens auch erstaunlicherweise in den Niederlanden. Das deutsche „ding dang dong“ also bedrohlich einem Zwei-Fronten-bom ausgesetzt. „Hoor de klokken luiden!“, lieb Vaterland.

Nahezu anrührend und versöhnlich klingt uns dann das dänische „ringe tolv, ringe tolv“, wie das gemütlich-finnische „pim pam pom“. Ob das ausreicht, Jaakko kulta aus seinem Vodka-Koma zu erwecken?

Weitaus weniger martialisch als anzunehmen, begnügt sich Väterchen Russlands Brat Ivan mit einem etwas monotonen „din din din“. Wurde hier aus Devisenmangel etwa auf ein herziges „don“ oder „dan“ verzichtet? Neidisch mag da das russische Ohr dem weitaus unbescheideneren „ding deng dong“ der stolzen Magyaren in Ungarn horchen. Kein Freund der Lautmalerei scheint man in Tschechien zu sein, über den Dächern des Hradschin schallt es „vstávej již, vstávej již“. Seltsam. Wie das wohl klingt?

Begeben wir uns zum guten Schluss in die Zauberwelt des Orients. Am Hofe des Sultans zu Istanbul schnarcht der Eunuche, bis ihn „baksana, baksana“, sanft die Pflicht ruft. Ein wohltuender Ton.

Ach, es gäbe noch so viel zu berichten, von der Morgenschale dampfenden Reises in Vietnam, dem sanften Klingeln der Gebetsglöcklein, und Chinas buddhistischem Gedröhn, aber ich krieg’ die Scheiß-Zeichen einfach nicht aus der Wikipedia herauskopiert.

Bleibt noch anzumerken: Laut Benedikt-Regel, die der gute Bruder Jakob wohl zu befolgen weiß, muss er zwischen 2 Uhr 30 und 3 Uhr morgens zur Matines läuten. Also, ich geh wieder ins Bett.

 

27.11.2020

Heute rief mich Len Amato von HBO an. Er wollte mich ausquetschen, wegen der Annette-Serie, die sie gerade planen (Arbeitstitel ‚The girl from the 20 mark bill‘), da habe ich ihn mal gefragt, wie sie eigentlich bei HBO auf die ganzen tollen Ideen kommen, da meinte er „Pats, we watch the whole day wee dee argh…“ (Damit wollte er sagen WDR). „It’s the best little television station in the world and damn f******* innovative. We just steal their best ideas. From ‚Land and Lecker‘ we got the idea for ‚The Sopranos‘ and from ‚The show with the mouse‘ we made ‚True Detective‘. ‚Rentnercops‘ we turned into ‚Six Feet Under‘. Those guys from the Rhine, I don’t know how they do it.“ Er sabberte geradezu vor Ehrfurcht. Ich grummelte ein bisschen unzufrieden vor mich hin, das hat er natürlich gleich gemerkt, Schlaufuchs, der er ist und meinte „What’s up, Pats, you got a louse in your pants or something?“ Ich sagte „Len, my friend, if the WDR is so f****** wonderfull, why won’t they produce my series about the dackel that sells insurance?“ „Because it’s probably shit?“ sagte Len. Da habe ich einfach aufgelegt. Ich meine, ich lass mir in diesem Scheißgeschäft schon ne Menge gefallen, aber dass jemand ‚Versicherungsvertreter Waldi‘ beleidigt, geht einfach zu weit.

Beunruhigende Nachrichten über die Igelgrippe. Sie tobt und wütet weiter. Top-Tierarzt Lothar Wieler hat ausgerechnet, dass es bis Ende Dezember über 53 Milliarden Todesopfer in Deutschland zu beklagen geben wird. Ich glaube, da braucht man sich über Feinstaub und Silvesterknaller keine Sorgen mehr machen.

Aus dem Archiv des Augustiner-Eremiten-Kloster (Herford)

Der Werriggel

eine Sage aus dem östlichen Westphaolen

It was uffn Desenberch bei Daseburch naht Höxter, da sutt sit Urzehten en Burch, ein aoltet Chemäuer, und was fort veele Chenerationes de Ritters! but nu une aarme Smeet met sin Famele sunt lievwen. Et det mir slekt ut regt. De Smet watn grute swatte Mensk met Wahnsinnetkriefte ut uuch secht men kunt he rührn met de viechers sonders aout Winnenachten ut de Nagt von Heilig Juddas, wat sull wull sin Ende Oktobbers, wenn de Wind ut de Rain schonn schlappet um de Wäldert. De Smeet sin Fruu wasn knabbelig Wiev, wie he at se rankriecht wullt ville sig wohl wünnern, met heere feene Brüskes so fin ut phaoast ut net swabbelig ut de Beenskes so lekker, en prechtges aftergestell, prell ut waorm. Se het he aowerwohl recht liev habt, denn se hettn an de kotens achte, wat uch en Grund wart, dat se so aorm waorn. Veel kotens, veel hambre. De Meester von nahet Kloister Marienfelde, de Abt Wollustigus, was abba en slegtet Mönsk ut nuch en slegteren Mensk, ut wullt woll beslaapen met de Smeets Wiev, wu wast namet Birgit. He secht tun Smeet „tu mut me let besleepen met di Wiev Birgit, wi het so heere feene Brüskes, din giev ick di pente Taleres. Wilt tu abbe nich, su giev ick di de Doamensraubkes ut 500 Petskenhief! Ut din kotens sent ick nacht America, wo se sullt laborantum inne Zockerminen.“ Uuh, watt was de Smeet suurlig, but wat kunt he maken?

Tu frägst di, wann he endlich kumt zuut Werriggel? Nu, mi tuu. De Smeet in siene Noat decht an ne olle Zälekes vont Werriggel, hu sullt liewen in een lock an een tuurm von het burch ut hielfen den Gerekten hu wast ent Noat. Is wasn abba de Nagt von Heilig Juddas ut uvvool sin fruu secht he sullt hit nigt tuun, se wullt woll beslaapen mit de smierge Abt hu sullt haan en wahne dick gliedke!, de Smeet secht „umgürt di din heere feene Brüskes, ick geiht naog de Iggel hu sullt woll hielfen uus in usse Noat.“ Gesecht, getut. He geiht an det lock ut ruuft „Iggel, Iggel, met de staakeligge Füürt, tu hielfs diem de dat woahre kürt!“ Druffhin kunt en wahne Brausen ut heen gigantick Iggel stoaht vuor de Smeet. He wast halv Manns, halv Iggel, met Staakel uff de back un en dick gliedke us bigg as a Tannenstam. „Wat wiss tu, Menskenkind?“ seecht de Iggel in en piepsig laut Grunten. De Smeet kürt him up sin Noat ut de Iggel kriegt nen wahne Brast up de Abt privatim up de woaole Mönshiet in generalim. „de smierge Abt nit sull sin mötken külen an din wiew ut splatteren sin mönskmülk uffe heere feene Brüskes“ grunt de Iggel geilig, „ick will di maken zun werriggel, denn stachen tust de schabbelünters aff!“ Ut he peckt met sin bislaapdrüesken de Smeet bi sin gmacht. Da wart de Smeet ook sun werriggel, aover nur en Nagt wos fullmondt is. He goaht to de Abtii, het Kloister Marienfelde, wo hie en wahne destructiones ut massakers zwetschge de Mönskes makt. De Abt Wollustigus selv abba spieks he uff met sin graute staakel. Evver nu up de fullmondt nagt de wiev von de Smeet, hu het son heere feene Brüskes, was rigt goed gloecklich!

Aus dem Lateinischen ins Ost-Westfälische übertragen von Abt Bernardus, 1888

23.11.2020

Sind die stetig sinkenden Temperaturen ein Anzeichen für die Verlangsamung des Klimawandels? Somit wäre dies eine weitere schreckliche Konsequenz des grausamen Wütens der Igelgrippe. Zunächst hofften wir ja noch, durch die flächendeckende Erwärmung der Innenstädte mittels Heizpilze den Klimawandel aufrecht erhalten zu können. Doch nun ist die Gastronomie, sind die Kneipen, aus berechtigter Furcht vor der Igelseuche komplett geschlossen und die Temperatur beispielsweise in Münsters Innenstadt schon um ca. 5 Grad (verglichen mit September) gesunken. Auch natürlich, weil die Mund- und Nasenschürzen den Atem der Passanten abkühlen, von denen es eh nicht mehr genügend gibt. Der Afterschutz (auch Anusmaske genannt, engl. fart guard), der dafür Sorge tragen soll – obwohl sich hier die wissenschaftlichen Geister strittig sind -, dass die Pest nicht rektal verbreitet wird, tut sein Übriges, wertvolles Methan aus der Atmosphäre zu filtern. Und nun wollen die Wahnsinnigen auch noch das Silvester-Feuerwerk verbieten, welches immerhin mit seinem Feinstaub den Gewächshaus-Effekt für einige Wochen stabilisiert hätte! 2020 ist wahrlich ein anus horribilis. Mir kommen angesichts der vielfältigen Gefahren, die wir Menschen mit unseren Ausdünstungen heuer für uns gegenseitig darstellen, zunächst die Worte des großen Philosophen Hobbes in den Sinn:

Homo homini erinaceus!

Der Mensch ist des Menschen Igel! Und dann sogleich eine Sentenz des weisen Abtes Bernardus, die mir mein Großvater stets mit auf dem Weg zum Abort gab:

Mein Mensch, wenn du erwägst, was du durch das Maul, durch die Nasen, durch die Ohren und durch die übrigen Leibespforten für ein Unflat ausführst, kannst doch keinen garstigeren Misthaufen nicht antreffen als dich.

Dies hat die schlimme Seuche, die unter uns tobt, uns allzu schmerzlich bewusst gemacht. Und wenn ich noch mit einem letzten Zitat meiner Belesenheit prahlen darf:

Wir sind alle jedermann ein Haufen Dung, doch auf manchen wachsen Blumen!

Oscar Wilde, selbstverständlich.

22.11.2020

Gestern mache ich einen Spaziergang um den Aasee, wie alle anderen 300 000 Münsteraner. Ich kann berichten, der neue Trend ist, ein Heißgetränk beim Gehen in der Hand zu tragen. Fast wie im New York der 90er Jahre, nur ist es bei uns, weil man sich nirgends hinsetzen darf, nicht weil wir so verdammt viel zu tun haben. Das nächste Mal am Aasee bringe ich ein nosing glass mit und einen Dekanter Single-Malt. Man muss ja mit der Zeit gehen. Aber auch ohne die Stimulanz von Hochgebranntem, kam mir angesichts der vielen, lebhaften Kinder, die manche Menschen fahrlässig mitführten, eine brillante Idee: Wir könnten ein Gesetz einführen, dass Kinder beiderlei (oder vielerlei) Geschlechts bis zum Alter von 18 Jahren nur einen formlosen, knöchellangen, grauen Wollsack tragen dürfen. Dies hätte mehrere und bedeutende Vorteile. Zum ersten müssten die Eltern sich keine Gedanken mehr machen, was sie ihren kleinen Lieblingen anziehen. Zum zweiten wäre, da alle Kinder gleich gekleidet sind, der erbärmliche Mode- und Statuswettbewerb in Schule und Freizeit aufgehoben. Arm und Reich wären gleich gekleidet. Durch die Form des Wollsacks wären Kinder und Jugendliche in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt und könnten nicht mehr so viel Unsinn und Schrecken verbreiten. Durch eine rote Identifikationszahl auf dem Sack, wäre es jedem Erwachsenen möglich, das Kind im Bedarfsfall bei der Polizei oder dem Ordnungsamt eindeutig anzuzeigen. Die grausamen Kleidungsfabriken in Bangladesch und andernorts müssten ihren Betrieb einstellen. Dies sind nur die Vorzüge einer solchen Verordnung, die mir ad hoc einfallen, es gibt sicherlich noch tausende weitere. Zum Beispiel würde die wenig zum Sexspiel und Erkundung des knospenden Körpers (ob dem eigenen oder dem des Gegenübers) einladende Umhüllung des Sacks, auch der Verbreitung der widerwärtigen Igelgrippe Einhalt gebieten. Nachteile sind mir selbst bei tiefgehendem Nachdenken nicht in den Sinn gekommen.

Ich bin mir bewusst, dass meine Idee nicht überall auf uneingeschränkte Zustimmung stoßen wird. In manchen Teilen der Bevölkerung mag sie sogar Widerspruch und Ablehnung erzeugen. Ein digitaler Sturm der fäkalen Entrüstung könnte sich über mein bescheidenes Haupt ergießen. Aber für die gute Sache bin ich hundertprozentig bereit, dieses Unbill zu wettern. Denn ich bin stark und tapfer und aufrecht und weiß die Macht der Geschichte hinter mir. Hier stehe ich, ich kann nicht anders. Und sie dreht sich doch. Es ist dieses Rückgrat, das uns befähigt, die Geschicke der Nation in neue Bahnen zu lenken, und welches so schmerzlich vermisst wird in vielen, vielen aktuellen Debatten, die momentan die Geister erhitzen, wie zum Exemplio die Ausbreitung der Igelgrippe und verwandte Seuchen. Viele denken anders, als es die Meinungsposaunen der herrschenden Klassen verkünden, und trauen sich nicht, ihren eigenen Worten Laut und Luft zu machen. Dazu will ich mit meinem Beispiel ermuntern. Und mögen sie mich auch zerfetzen auf dem Altar der Allgemeinheit, Gedanken und Glauben lassen sich nicht ermorden. Hugh, ich habe gesprochen.