Die Glocken des Bruder Jakob

Das Dorf Erde ist globalisiert, hat es den Anschein, jedenfalls durch unseren westlichen Tunnelblick. Wir hören die gleiche Mucke, lesen die selben Bücher, schauen alle Netflix, schlürfen Coffee aus Seattle und hören die Igel husten, ob am Times Square, Roten Platz, auf dem Champs-Élysées oder dem Ku’damm. Bisweilen jedoch dürstet es den nabelschauenden Menschen nach einer etwas weniger allgemeinen und beliebigen Kulturzugehörigkeit; er oder sie horcht in sich hinein, die Fragen „Wer bin ich?“ – „Wo komme ich her?“ – „Warum summe ich surfing songs in Wanne-Eickel?“ drängen ins Bewusstsein, und er oder sie sinniert selbstsuchend über die feinen Unterschiede. Zum Beispiel beim Gebimmel des Frère Jacques.

In der allgemein bekanntesten Fassung des Canons, der französischen, läutet Jacques die Glocken selbst, d.h, er wird dazu aufgefordert: „Sonnez les matines!“ Nachdem er sich allem Anschein nach zum Läuten aufgerappelt hat, klingen sie „ding ding dong“.

Der deutsche Bruder Jakob indes wird von den Glocken geradezu aus dem Schlaf gerissen („Hörst du nicht die Glocken?“), mit ihrem wuchtigen „ding dang dong“. Man beachte das teutonische „dang“. Auch im Katalanischen, übrigens, dröhnen die Glocken so, während es ansonsten in Spanien etwas zärtlicher „din don dan“ tönt (wie auch in Italien). Ein anderer dang-Typ ist unüberraschenderweise der Albaner.

Feingeistig, aber bestimmt, wie der Franzose, mögen es auch die Engländer und die Schweden. Hier überall „ding ding dong“, wobei in England Brother John lediglich mit höflichem britischem understatement gefragt wird, ob er womöglich noch schlafe und darauf hingewiesen wird, dass die morning bells are ringing.

Brachial geht der Glöckner von Bulgarien ans Werk, in den Schluchten des Balkan hallt ein böllerndes „bim bam bum“. Panie Janie in Polen tut es ihm fast gleich, mit einem kräftigen „bim bam bom“. „Bim bam bom“ übrigens auch erstaunlicherweise in den Niederlanden. Das deutsche „ding dang dong“ also bedrohlich einem Zwei-Fronten-bom ausgesetzt. „Hoor de klokken luiden!“, lieb Vaterland.

Nahezu anrührend und versöhnlich klingt uns dann das dänische „ringe tolv, ringe tolv“, wie das gemütlich-finnische „pim pam pom“. Ob das ausreicht, Jaakko kulta aus seinem Vodka-Koma zu erwecken?

Weitaus weniger martialisch als anzunehmen, begnügt sich Väterchen Russlands Brat Ivan mit einem etwas monotonen „din din din“. Wurde hier aus Devisenmangel etwa auf ein herziges „don“ oder „dan“ verzichtet? Neidisch mag da das russische Ohr dem weitaus unbescheideneren „ding deng dong“ der stolzen Magyaren in Ungarn horchen. Kein Freund der Lautmalerei scheint man in Tschechien zu sein, über den Dächern des Hradschin schallt es „vstávej již, vstávej již“. Seltsam. Wie das wohl klingt?

Begeben wir uns zum guten Schluss in die Zauberwelt des Orients. Am Hofe des Sultans zu Istanbul schnarcht der Eunuche, bis ihn „baksana, baksana“, sanft die Pflicht ruft. Ein wohltuender Ton.

Ach, es gäbe noch so viel zu berichten, von der Morgenschale dampfenden Reises in Vietnam, dem sanften Klingeln der Gebetsglöcklein, und Chinas buddhistischem Gedröhn, aber ich krieg’ die Scheiß-Zeichen einfach nicht aus der Wikipedia herauskopiert.

Bleibt noch anzumerken: Laut Benedikt-Regel, die der gute Bruder Jakob wohl zu befolgen weiß, muss er zwischen 2 Uhr 30 und 3 Uhr morgens zur Matines läuten. Also, ich geh wieder ins Bett.

 

Aus dem Archiv des Augustiner-Eremiten-Kloster (Herford)

Der Werriggel

eine Sage aus dem östlichen Westphaolen

It was uffn Desenberch bei Daseburch naht Höxter, da sutt sit Urzehten en Burch, ein aoltet Chemäuer, und was fort veele Chenerationes de Ritters! but nu une aarme Smeet met sin Famele sunt lievwen. Et det mir slekt ut regt. De Smet watn grute swatte Mensk met Wahnsinnetkriefte ut uuch secht men kunt he rührn met de viechers sonders aout Winnenachten ut de Nagt von Heilig Juddas, wat sull wull sin Ende Oktobbers, wenn de Wind ut de Rain schonn schlappet um de Wäldert. De Smeet sin Fruu wasn knabbelig Wiev, wie he at se rankriecht wullt ville sig wohl wünnern, met heere feene Brüskes so fin ut phaoast ut net swabbelig ut de Beenskes so lekker, en prechtges aftergestell, prell ut waorm. Se het he aowerwohl recht liev habt, denn se hettn an de kotens achte, wat uch en Grund wart, dat se so aorm waorn. Veel kotens, veel hambre. De Meester von nahet Kloister Marienfelde, de Abt Wollustigus, was abba en slegtet Mönsk ut nuch en slegteren Mensk, ut wullt woll beslaapen met de Smeets Wiev, wu wast namet Birgit. He secht tun Smeet „tu mut me let besleepen met di Wiev Birgit, wi het so heere feene Brüskes, din giev ick di pente Taleres. Wilt tu abbe nich, su giev ick di de Doamensraubkes ut 500 Petskenhief! Ut din kotens sent ick nacht America, wo se sullt laborantum inne Zockerminen.“ Uuh, watt was de Smeet suurlig, but wat kunt he maken?

Tu frägst di, wann he endlich kumt zuut Werriggel? Nu, mi tuu. De Smeet in siene Noat decht an ne olle Zälekes vont Werriggel, hu sullt liewen in een lock an een tuurm von het burch ut hielfen den Gerekten hu wast ent Noat. Is wasn abba de Nagt von Heilig Juddas ut uvvool sin fruu secht he sullt hit nigt tuun, se wullt woll beslaapen mit de smierge Abt hu sullt haan en wahne dick gliedke!, de Smeet secht „umgürt di din heere feene Brüskes, ick geiht naog de Iggel hu sullt woll hielfen uus in usse Noat.“ Gesecht, getut. He geiht an det lock ut ruuft „Iggel, Iggel, met de staakeligge Füürt, tu hielfs diem de dat woahre kürt!“ Druffhin kunt en wahne Brausen ut heen gigantick Iggel stoaht vuor de Smeet. He wast halv Manns, halv Iggel, met Staakel uff de back un en dick gliedke us bigg as a Tannenstam. „Wat wiss tu, Menskenkind?“ seecht de Iggel in en piepsig laut Grunten. De Smeet kürt him up sin Noat ut de Iggel kriegt nen wahne Brast up de Abt privatim up de woaole Mönshiet in generalim. „de smierge Abt nit sull sin mötken külen an din wiew ut splatteren sin mönskmülk uffe heere feene Brüskes“ grunt de Iggel geilig, „ick will di maken zun werriggel, denn stachen tust de schabbelünters aff!“ Ut he peckt met sin bislaapdrüesken de Smeet bi sin gmacht. Da wart de Smeet ook sun werriggel, aover nur en Nagt wos fullmondt is. He goaht to de Abtii, het Kloister Marienfelde, wo hie en wahne destructiones ut massakers zwetschge de Mönskes makt. De Abt Wollustigus selv abba spieks he uff met sin graute staakel. Evver nu up de fullmondt nagt de wiev von de Smeet, hu het son heere feene Brüskes, was rigt goed gloecklich!

Aus dem Lateinischen ins Ost-Westfälische übertragen von Abt Bernardus, 1888

Lawrence of Arabia vs. Moby Dick

Sieben Jahre lang nun schon durchstreifte er unablässig die Wüste Arabiens auf der Suche nach ihm. Dagegen war der Türke einfaches Brot gewesen. Ali Ibn Gunther Abu Mechthild, sein treuer deutschstämmiger Begleiter, versagte sich es meist, nach dem Wieso und dem Warum zu fragen und trottete ergeben in sein heißes Schicksal neben dem Herrn des Sandes, so nannten die Araber Laurens, her. Seit der letzten Konversation über Sinn und Zweck mochten wohl an die vierzehn Monate vergangen sein. Damals hatte Ali, wie schon einige Male zuvor, gefragt…
„Aber Siddhi, wieso hasst du den Meeressäuger so?“
Laurens antwortete nicht gleich, sondern knirschte erst einmal ein paar Minuten mit den Zähnen, welches natürlich in der Wüste einfacher ist als andernorts. Hoffentlich bricht er sich nicht wieder eine Füllung raus, dachte Ali Ibn Gunther. Ihm machte die große Hitze zu schaffen. Und die Langeweile.
„Er hat mir die Freundin ausgespannt, Ali, das weißt du genau.“
„Aber sich deswegen an ihm rächen? Ein unvernünftiges Tier!“
(to be continued)

Stoppt den Unterschriftenwahn !

Fast kein Tag geht vorbei, ohne dass man nicht um seine Unterschrift gebeten wird. Die Anliegen reichen von banal bis hanebüchen, aber zumeist ist klar: Die Adressaten der Unterschriftensammlung, die Entscheidungsträger werden sich einen Dreck darum scheren. Denn eine Unterschrift unter jedwede Petition macht deutlich: Ich bin zu faul, um mich von meinem fetten Arsch zu erheben und tatsächlich aktiv zu werden – im Grunde ist mir dieses Anliegen scheißegal und ich unterschreibe lediglich, um irgendein kurioses Erregungszentrum in meinem fetten Hirn zu belohnen und mich besser zu fühlen.

Wir sagen: Stoppt den Unterschriftenwahn! Wir sind für den Verbot jeglicher Unterschriftensammelaktionen, seien sie analog oder online. Wir sind für den Erhalt der Volksgesundheit und werden die Unterschriften am 6. Dezember an die Leiterin des Ressorts Z 33 Frau Sörries-Wendling im BGM überreichen, damit per Gesetz dem Unterschriftensammeln ein Ende gemacht wird. Unterschreiben Sie jetzt!

https://www.petitionen.com/stoppt_den_unterschriftenwahn

kein kleines schneiderlein

kein kleines schneiderlein,
das wollte wieder sein,
mit hilfe von metaphysik
kam’s in die welt hinein.
ein kleines schneiderlein,
das war nicht gern allein,
es ging zu einem cloning-arzt,
da waren sie zu zweien.
zwei kleine schneiderlein,
dachten sich nichts dabei,
vollführten den geschlechtsverkehr,
da waren es dann drei.
drei kleine schneiderlein,
die tranken zu viel bier,
vergaßen, was der papst gesagt,
und schwupps waren es vier.
vier kleine schneiderlein,
machten es wie die schlümpf:
ne anzeige im wochenblatt,
daraufhin waren sie fünf.
fünf kleine schneiderlein,
die aßen gern tex-mex,
und aus dem dunst von chili con,
formten sie sich nummer sechs.
sechs kleine schneiderlein,
entsagten ihren trieben,
als sie am morgen aufgewacht,
da war’n sie trotzdem sieben.
sieben kleine schneiderlein,
sind morgens aufgewacht,
trotzdem sie ihrem trieb entsagt,
saßen beim frühstück acht.
acht kleinen schneiderlein
tat eine erbschaft freuen,
von einundachtzig deutschen mark*,
das teilt sich nur durch neun.
neun kleine schneiderlein
wollten den rasen mähen,
eins stolpert über’s kabel, ratsch,
drum waren’s am abend zehn.
zehn kleine schneiderlein,
die fuhren schnell wie licht,
ein teilchen riß sie aus der bahn,
jetzt gibt’s sie und auch nicht.
* genau gesagt waren es 81 Mark und 81 Pfennige

AUS DEN TAGEBÜCHERN DES MARIUS MÜLLER-WESTERNHAGEN

23. August 1978:

Ich brauche unbedingt einen weiteren Kracher wie ‚Mit 18‘. Mal die alte Brägenmaschine anschmeißen… Come on, Marvelous… nicht umsonst nennt man dich den ‚Rimbaud des Rheinlands’…

Mit Koriander bin ich dein Lysander.

Zu intellektuell. Das nimmt mir niemand ab.

Mit Majoran bin ich dein Dschingis Khan.

Mist. Will der Ralph Siegel schon machen. Weiterdenken.

Mit Kresse bin ich dein Hermann Hesse.

Ist Kresse überhaupt ein Gewürz?

Mit Estragon bin ich dein Samuel Beckett.

(?)

Mit Oregano bin ich dein Zampano.

Mit Kerbel bin ich die Bärbel.

Mit Petersilie bin ich deine Fossilie.

Alles Mist! Come on, Marvelous…!!!

Mit Bohnenkraut bin ich dein Astronaut.

Geht schon in die richtige Richtung. Aber da muss noch was Geileres.

Mit Rosmarin bin ich dein Valentin.

Hmh.

Mit Rosmarin bin ich dein Muezzin.

Zu türkisch.

Mit Chili bin ich dein Willy.

Zu sexuell!

Mit Kümmel bin ich dein Lümmel.

Zu sexuell!!!!

Mit Thymian bin ich dein Majoran.

Come on!!!!

Mit Schnittlauch bin ich dein Schmerbauch.

Ach Scheiße! Ich mach mir erst mal einen Pfefferminztee und schreib dann morgen weiter…!

Westfälische Kusine

hack your flesh
pumper the nickel
stipp your milk
don’t be fickle

sour the kraut
mett a wurst
möppken some bread
if you durst

cream the lord
rüben a must
and the pepper is pott hast

cast a pickert
stiel your mousse
alt is bacchanalia

frikko spanish
strouwen use
then you’re west of falia