If you’re not tired of Berlin, you are tired of life.
Autor: pgurris
20.10.2020
Bei unserem letzten Urlaub in Peru haben die Katze und ich aus Spaß eine Karikatur von ihr im Maßstab von 1:40 in eine Bergwand gezeichnet. Sie war wirklich gut getroffen, fand ich, vielleicht der Schwanz etwas groß. Die Katze selbst war eher unzufrieden und meinte, die kleinen Vorderpfoten sähen mehr nach Tyrannosaurus aus. Also haben wir das Ding so gut es eben ging in der heißen Wüstensonne wieder zugeschüttet. Wie groß war mein Erschrecken, in der Zeitung zu lesen, dass sie die Zeichnung jetzt wieder ausgegraben haben. Hoffentlich kriegt die Katze nichts mit, sie leidet eh unter einer leichten Dysmorphophobie; glücklicherweise ignoriert sie meist die Zeitung, solange keine Fische drin eingewickelt sind.
Ausnahmsweise mal gute Nachrichten aus Münsters Rathaus. Nachdem der Klimawandel in letzter Zeit leider einiges an Fahrt verloren hat (Danke Corona!), und Omis in ihren Butzen befürchten mussten, doch bis ans Lebensende noch jährlich kühle Winter zu erleben mit all den dazugehörigen Kosten und Gefahren, hat sich die Stadt durchgerungen, aller öko-terroristischen Unkenrufe zum Trotz, den Heizpilz wieder gedeihen zu lassen (Danke Corona!). Wenn wir also doch noch darauf hoffen dürfen, dass eines Tages die Niederlande verschwinden und wir am tropischen Nordseestrand unsere Palmen wedeln lassen, ist dies nicht zum geringsten Teil den Säufern und Rauchern zuzuschreiben, die tapfer weiter draußen heben und dampfen.
Ich glaube, die aktuelle Staffel von ‚Babylon Berlin‘ ist kein Quotenerfolg, weil die Serie die Leute zu sehr an ihre eigenen Probleme erinnert. Nur war damals die Mode besser. Manche meinen, auch die Demagogen sexyer.
18.10.2020
Die Seuche der politischen Korrektheit hat ihr neuestes Opfer gefunden: unsere Kanzlerin. Seit ein paar Jahren – ich glaube seit dem enttäuschenden Abschneiden der Fußballnationalmannschaft bei der WM 2018 – telefonieren wir jeden dritten Sonntag des Monats abends und spielen uns gegenseitig unsere Lieblingsmusik vor. Die Kanzlerin hat einen sehr eklektischen Musikgeschmack, wie viele Machtpolitiker und Kanzler vor ihr hört sie gerne Wagner, sie mag aber auch alte FDJ-Wanderlieder, Shantys, Choräle von Neander und leider Schlagermucke aus der untersten Schublade, welche sie angeblich entspannt und auf neue Ideen für die Geschicke der Bundesrepublik bringt. Schon länger versuche ich vergeblich, sie für Velvet Underground und Giorgio Moroder zu interessieren, das sei aber alles nicht so ‚fresh‘ wie Scooter, meint sie. Heute Abend ist Angela allerdings sehr aufgebracht über ‚den Wendler‘, den sie sonst mir gegenüber aufs Vehementeste verteidigt hat. „Wie kann er mir bei Covid so in den Rücken fallen?“ Wütend, aber unter Tränen. Sie hat wohl alle ihre CDs, Kassetten und Schellack-Platten von ‚dem Wendler‘ auf die Straße geworfen und Joachim Sauer musste mit dem Saab drüberfahren. Um Merkel zu beruhigen, willige ich dann ausnahmsweise ein, alle Strophen von ‚Dieser Weg‘ mit ihr zu singen. Es tröstet sie immerhin ein bisschen.
Lisa Eckhart muss unbedingt ein frisches Baby fressen, sonst wird sie noch verhungern.
Bis jetzt haben sich noch keine geilen, aber vom Genderwahn und ‚me too‘ zutiefst verunsicherte junge Paare bei mir eingefunden, um durch die milde Gabe von ein bis zwei Single-Malts in die Stimmung und Freiheit zu kommen, ihren biologischen Trieben ungebremst vom sozial-konstruierten Über-Ich nachzugeben und dadurch die Geburtenrate in unserem Land endlich wieder zu erhöhen. Stattdessen steht ein ungepflegter, heruntergekommener und wirrer älterer Herr vor der Tür und bittet um ein Schlückchen. „Mach dich vom Acker, Meinhard Zangers, und verpiß dich in dein Wolfgang-Borchert-Theater!“ rufe ich, während ich ihn mit dem Besen von der Zufahrt und durch das Tor vom Anwesen scheuche.
Die Katze ist beim Gesang von ‚Dieser Weg‘ protestierend aus dem Haus geflüchtet und wird erfahrungsgemäß wohl erst morgen wieder heimkehren.