20.12.2020

Heute habe ich angefangen mit den letzten Vorbereitungen für den alljährlichen Winterschlaf. Es sieht sehr gut aus mit der Speckschicht dieses Jahr, ich habe mir allerdings auch sehr viel Mühe gegeben, vor allem während des ersten, zweiten, dritten und fünften Lockdowns (Codename ‚Zungenbrecher‘). Bestimmt so um die 40 bis 50 kg habe ich extra drauf, damit müsste ich locker bis zum 2. April kommen. Hoffentlich sind dann die schlimmsten Auswürfe der Igelgrippe vorüber, mir geht die Pest nämlich zunehmend auf den Sack. Ich denke, wenn die törichten Ost-Westfalen zu Weihnachten ihr traditionelles Igelfondue genießen und ihre rituellen Massenorgien feiern, werden die Infektionszahlen vor Silvester noch einmal ins Bodenlose schießen. Manche Leute lernen’s eben nie. Da ist man als homo eruditus froh, im kühlen, abgedunkelten Hibernator zu liegen und von all dem Driss nix mitzukriegen. Dieses Jahr werde ich mich am zweiten Weihnachtstag aufs Ohr hauen, nachdem ich am Xmas day nochmal ordentlich am Speck gearbeitet habe. Der neue Hibernator ist echt super, alle zwei Tage wird mir automatisch die lebensnotwendige Injektion von 43 %igen single malt verpasst, im Audio spielt in einer Endlosschleife ‚Trout Mask Replica‘. Seltsam, dass ich dieses Jahr trotzdem etwas desorientiert und reizbar war, als ich im März aufwachte. Vielleicht liegt es daran, dass ich zum Sunamitismus neige, aus Kostengründen allerdings alleine schlafen muss. Jungfrauen im passablen Alter sind trotz Genderwahn recht wohlfeil geworden. Das Internet ist schuld!

Bevor ich mich in den Winterschlaf verabschiede, werde ich noch einmal versuchen, Christian Drosten zu erreichen. Seit seiner Seligsprechung geht er nicht mehr ans Telephon. Wie erwartet hat ihm Mario Bergoglio das Patronat über Hochseefischerei und exzessiven Ohrenschmalz übertragen, und deshalb ist er mega stinkig. Die kleine Diva. Angela sagte mir heute Morgen, Drosten hat Wieler aus Frust einen Nacktmull in den Schlafanzug gesteckt. Seitdem behauptet der, er habe zwei Penisse. Es geht immer noch um den blöden Streit über die zwei Afteröffnungen des Igels, aber egal… die beiden können ganz schön nerven. Doch ich hab jetzt bei meinen Recherchen auf Burg Hülshoff – die Musical-Geschichte ist zwar auf Eis, aber das ZDF will jetzt aus dem Stoff einen Weihnachtsmehrteiler (Arbeitstitel ‚Annetchen Popettchen‘) machen – Belege dafür gefunden wie Christians Ur-Ahn Homunculus Drostus seinerzeit den großen Igelgrippenausbruch von 1838 besiegt hat. Neben dem Einschmieren der erogenen Zonen mit Wombatfett, war es vor allem wohl der unermüdliche Einsatz einer Gruppe von Flagellanten, fünfhundert an der Zahl, die sich fünfzig Tage lang jeweils fünf Stunden lang geißelten, das dem Toben der Seuche Einhalt gebot. Während sie sich mortifizierten sangen die Büßer, welche allesamt einen formlosen, grauen, knöchellangen Wollsack trugen, das Kufsteinlied, damit vertrieben sie die bösen Geister. Hier, finde ich, wäre endlich eine sinnvolle und gemeinnützige Aufgabe für die Mitarbeiter des städtischen Ordnungsamtes. Gerne komme ich für die Kosten des Erwerbs von fünfhundert Geißeln auf.

01.11.2020

Schon wieder Ärger mit Kai Lauterbach! Die ganze Straße hasst Kai Lauterbach! Und das nicht nur, weil der Kater aus der Mietbaracke nebenan kommt, ein zum Scheitern verurteiltes Sozialprojekt zwischen den kleinen Villen und Anwesen, die den Hauptteil unserer gesitteten Nachbarschaft ausmachen. Nein, Kai Lauterbach pisst einfach in alle Ecken der Gärten und tut damit sein flegelhaftes Ansinnen kund, die jungfräulichen Kätzchen anständiger Bürger zu belästigen, bei Gelegenheit sogar mit Gewalt zu nehmen. Pfui, Kai Lauterbach, pfui! Ja, doch hier zeigt es sich einmal in aller Klarheit: wie der Herr, so’s Gescherr. Denn das ‚Prekariat‘ aus der Mietbaracke schmeißt nicht nur seine gebrauchten Windeln in den gemeinschaftlich genutzten Altpapiercontainer (so wie Kai Lauterbach bestimmt auch zwischen die Zucchini und Rhododendren kackt, zuzüglich seines wollüstigen Dranges per Urin seinen Paarungstrieb kundzutun), nein, es sei geklagt, dass schon eine oder die andere der üppigen Matronen, während sie am Fenster Zigaretten raucht, und beiläufig ihrer Brut Arschritte verpasst, mir anzüglich hinterher pfeift, wenn ich zwangsläufig an der Baracke vorbeigehe, und mir Gesten zuwirft, bei denen ein neapolitanischer Fischer erröten müsste. In diese Gesellschaft passt der geile und eitle Kai Lauterbach wie ein Arsch auf den sprichwörtlichen Einlauf.

Zur Zeit sieht es wegen des erneuten Lockdowns (Codename ‚Wellenbad‘) nicht so rosig aus, viele sind deprimiert und machen sich vorsorglich warme Umschläge auf die Leber, doch ich bin als Kenner der Geschichte recht zuversichtlich. Am 9. November werden sich die Geschicke wenden und die Infektionszahlen wieder sinken, da bin ich mir sicher. Der 9. November ist seit jeher der Schicksalstag der Deutschen gewesen: Ausruf der Republik, Premiere von ‚Im weißen Rößl‘, Mauerfall. Irgendwas anderes war auch noch am 9. November, aber das fällt mir gerad nicht ein. Möglicherweise wird auch bald eine Kur oder ein Vakzin gegen die fiese und wütende Seuche gefunden, die unsere Demokratie in der Blüte ihrer strahlenden Jugend angreift. Bei meinen Recherchen zu dem Annette-Musical (Arbeitstitel ‚More, Mohr, more!‘) fand ich im Burgarchiv auf zwei ranzigen Pumpernickel-Einschlägen mit einem Messer oder Stilus hineingekratzte Notizen, die darauf hinweisen, dass schon der Ur-Ahn unseres Top-Virologen (der aus Bescheidenheit ungenannt bleiben soll), ein gewisser Jokulus Drostus, anstellig als Unkel und Wetterschreyer, eine Heilmethode für die im achtzehnten Jahrhundert grassierende Seuche der Igelgrippe (infectiones inplausibilis) gefunden hat. Um einen Mann oder eine Frau, erkrankt an der Igelgrippe, zu kurieren, muss man demnach warten, bis ein gehenkter Meuchelmörder auf dem Friedhof verscharrt wird. In der folgenden Nacht geht man mit dem Siechen und einer eigens dafür strangulierten Katze auf den Friedhof, wartet bis Mitternacht und deklamiert dann folgendes: „Teufel hol die Leich, Leich hol die Katz, Katz hol die Greip!“. Leider war ich nicht der erste im Burgarchiv Hülshoff, der hiervon Kenntnis bekam. Bill Gates hat schon drei Milliarden in die Erforschung der ‚Methode Unkel‘ investiert. Noch fehlt es allerdings an gehenkten Meuchelmördern. Mal abwarten, wie die US-Wahl ausgeht…

Die Katze ist heute seltsamerweise unauffindbar.

24.10.2020

Bedenkliche Hinweise allerorten auf die unaufhaltsam fortschreitende Automation, selbst von ehrenwerten und einst als krisensicher eingeschätzten Berufen. In der Pandemie beschleunigt sich anscheinend der Technisierungs-Irrsinn. Sind wir Drehbuchautoren und -Innen noch davor gefeit? frage ich mich sorgenvoll. Wird auch das Schreiben von Geschichten (sog. fiktionaler Kontent) bald von seelenlosen, programmierten Maschinen, kontrolliert von einer Kamarilla machtbesessener Technokraten, erledigt? Wie es im News-Journalismus und Feuilleton offensichtlich schon längst geschieht. Diese schwarzen Gedanken plagen mich, vielleicht mit einem Anhauch schlechten Gewissens versehen, weil ich leider Bongo entlassen musste. Er war seit über 25 Jahren mein getreuer Messeraufwärmzwerg. Zu jedem Frühstück, oft auch zum Abendmahl oder einfach zwischendurch für einen kleinen Snack, oder auch zum Zehnührchen, setzte sich Bongo auf meine Messer (und bei Bedarf auf die Messer meiner Gäste) und wärmte sie auf, damit Butter, Nutella und diverse Frischkäsesorten einfacher zu verstreichen seien. Eine höchst sinnvolle Einrichtung. Gelegentlich kamen Bongo und ich sogar ins Gespräch. Er war nämlich nicht nur Messeraufwärmzwerg, sondern darüber hinaus auch ein äußerst geistreicher und gesitteter Mensch, hat er doch in Bâle Philosophie und Cultrologie studiert. Alas, poor Bongo! Nachdem nun irgendein Start-Up-Tunichtgut es nicht seinlassen wollte und das selbst-aufwärmende Messer erfand, kann ich die laufenden Kosten für Bongo (inkl. Kost und Logis) weder vor mir noch dem Finanzamt weiter rechtfertigen, und er muss gehen. Ich wünsche Dir viel Glück, lieber Bongo! Vielleicht findest Du endlich die Anstellung bei einem arabischen Potentaten, von der Du schon so lange geträumt hast.

Bei Recherchen auf der nahen Burg Hülshoff zu meinem Annette-Musical, das ursprünglich „Der Knabe im Mohr“ heißen sollte, aber jetzt aufgrund verkehrstechnischer Bedenken wahrscheinlich in „Der Knabe im U-Bahn-Schacht“ umbenannt werden muss, stoße ich auf interessante Hinweise auf die Ahnenreihe unseres bundesdeutschen Top-Virologen Christian Drosten. Wie die Kostenbücher des Von-Hülshoffschen-Rentmeisters Adolphus Heidenreich Kinck zu belegen scheinen, diente Professor Drostens Ur-Ur-Ur-Großvater der Drostenfamilie auf Hülshoff als ‚Wetterschreyer‘ und ‚Unkel‘. Wetterschreyer saßen noch bis ins vorherige Jahrhundert auf Türmen im Münsterland und schrien das Wetter aus. So wussten der Drost und seine Familie schon kurz nach dem Aufstehen, ob es regnete oder die Sonne schien, ohne das Bett verlassen zu müssen. Unkel wiederum standen in schwer einsichtigen Wegkreuzungen und warnten vor Gegenverkehr und Geschlechtskrankheiten. Beides waren erbliche Ämter und infolgedessen hat sich die Familie unseres Top-Virologen irgendwann ‚Drosten‘ (d.h. dem Drost zugehörig) nennen dürfen. Was es alles gibt! Leider gehören Unkel und Wetterschreyer auch mittlerweile zu den ausgestorbenen Berufen (siehe oben).

Die Katze berichtet mir von einem seltsamen Traum: wir hätten gemeinsam in der Badewanne gesessen und ich mich in einen Styliten (augenscheinlich Symeon der Ältere) verwandelt. Die Katze sollte wirklich nicht mehr das Katzengras im Garten der Patchwork-Familie gegenüber fressen.