Mein Freund Dirk Hesse hat einen sehr guten Roman geschrieben. Und das sage ich nicht nur so. Natürlich bin ich ein kleines Bisschen gestorben, als ich davon erfuhr, gemäß dem Geständnis von Gore Vidal „Every time a friend succeeds, I die a little“. Aber ich hab mich dann rasch berappelt, während ich „Die Lehrerin“ las. Eigentlich ist Science-Fiction nicht so mein Fall (außer Lem, Kerr und Dick vielleicht, und Vonnegut, falls man den dazu zählen kann), doch was rede ich für einen Quatsch, das hier ist was ziemlich anderes. Die Geschichte spielt in der Zukunft, klar, einer Zeit und einer Welt, die fasziniert (und verunsichert), weil sie mir beim Lesen so plausibel und stringent erschien, so dass beständig im Hinterkopf die Fragen geisterten: Wann sind wir da? Sind wir schon so weit? Muss es so kommen?
Dieses Setting flirrt, man fühlt sich immer kurz davor, die Schwelle zu dieser nicht unbedingt schönen neue Welt zu übertreten, die Dirk Hesse mit schillernden, teils komischen, teils schrecklichen Konsumgütern, Drogen, Snacks, Religionen, Pop-Stars und Sitten bevölkert. Becca, die Hauptfigur, ist eine junge Frau, die aufrecht steht, aber nach schlimmen Erfahrungen die Schnauze voll hat und aufs Land zieht, wie ein gebeutelter Berliner von Prenzelberg nach Brandenburg. Sie weiß nicht genau, was sie sucht. Egal, sie findet was. Freundschaft, Treue und Menschlichkeit, ohne diese erwartet oder erhofft zu haben Glücklicherweise, denn es gibt ja immer noch Fanatismus, Aggression und Unmenschlichkeit. Spoiler-Alert: am Ende gewinnt wahrscheinlich das Gute. Aber das ‚Wie‘ ist doch immer die Frage. Und die hat mein Freund Dirk, wie ich finde, unterhaltend, anrührend, komisch und spannend beantwortet. Was will man mehr für Weihnachten?
„Die Lehrerin“ gibt es auf amazon als E-Book und als Taschenbuch.